1157. Der Bauer aus Gassen.

(S. Firmenich, Völkerstimmen Th. I. S. 205.)


Vor Gassen, einem Dorfe bei Celle, liegt ein Vorwerk und bei dem Vorwerk ein Tannenwald. Ein Bauer aber hatte geschworen, das Holz gehöre ihm, es war aber nicht wahr gewesen, und nun starb er bald darauf und geht dort um. Einst mußte an einem Wintertage ein Bauer aus Gassen nach Boye gehen und kam Abends wieder von da zurück. Er ging rasch seines Weges, da fühlte er, daß ihn immer einer in die Seite stieß, und wie er nun zur Seite sieht, da geht neben ihm ein großer kohlpechschwarzer Kerl mit einem langen Stricke her, der verführt den Bauern, daß er ganz vom Wege abkommt und über Schneeberge und Lehmgruben wegläuft, endlich sieht er am untersten Ende des Weges ein kleines Licht und denkt: »du sollst einmal darauf zugehen!« Wie er aber hinkommt, ist er ganz vom rechten Wege ab und nach Scheuen gekommen. Der Bauer aber war aus Scheuen gebürtig und dachte: »nun sollst Du den Weg nach Gassen nicht wieder verlieren!« Er geht also wieder auf das Dorf zu, aber immer wieder pufft ihn der Kerl in die Seite und will ihn wieder irre führen. Der Bauer steht still und besinnt sich, was das eigentlich ist, da steht der Kerl auch still und legt die Hände auf seinen Stock und das Kinn auf die Hände und guckt den Bauern an. »Mein Gott«, sagt der Bauer bei sich, »wie werde ich den Kerl los?« Da fällt ihm ein, daß man sagt, wenn man etwas umkehre, da dürften einen die bösen Geister nicht länger plagen und er greift sofort in die Tasche und steckt sein Messer auf die andere Seite. Von der Zeit an sah er nichts mehr, aber mit der Seite, wo ihn der schwarze Kerl gepufft hatte, mußte er noch hinken. Der Pastor aus Großenhehlen und der Schulmeister aus Gassen sind auch irre geführt worden, aber sie haben darüber nie recht mit der Sprache herausgewollt.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Hannover. 1157. Der Bauer aus Gassen. 1157. Der Bauer aus Gassen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5D34-3