An die Unschuld

Schönste Tugend einer Seele,
Reinster Quell der Zärtlichkeit!
Mehr als Biron, als Pamele
Ideal und Seltenheit!
Wenn ein andres Feuer brennet,
Flieht dein zärtlich schwaches Licht;
Dich fühlt nur, wer dich nicht kennet,
Wer dich kennt, der fühlt dich nicht.
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Göttin, in dem Paradiese
Lebtest du mit uns vereint;
Noch erscheinst du mancher Wiese
Morgens, eh die Sonne scheint.
Nur der sanfte Dichter siehet
Dich im Nebelkleide ziehn;
Phöbus kömmt, der Nebel fliehet,
Und im Nebel bist du hin.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Werke. Gedichte. (Gedichte. Nachlese). Neue Lieder. An die Unschuld. An die Unschuld. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6367-5