7/2181.

An Philipp Christoph Kayser

Wenn es so fort geht mein lieber Kayser, daß das letzte immer das angenehmste bleibt, so können Autor [111] und Publikum mit der Gradation sehr wohl zufrieden seyn. Ich kann Sie versichern daß die Arie: Ein armes Mädgen p ganz trefflich ist, und einen allgemeinen Beyfall erhalten hat und diese Entree der Schönen, also recht wie es seyn soll, bey der Aufführung, viel Aufmercksamkeit und Freude erregen wird. Das Monolog des Docktors gefällt auch sehr, und ich habe zum Ganzen das beste Zutrauen.

Den ersten Ackt habe ich nun einmal mit den Instrumenten gehört. Es war von mehr als einer Seite nur unvollkommne Probe und doch hat es mir sehr wohl behagt. Es ist kein Tackt den ich nicht mit schicklicher Acktion ausfüllen wollte, es geht mir eher an einigen Orten zu geschwind. Doch dem ist leicht zu helfen.

Das Rezitatif soweit ich es beurtheilen kann finde ich sorgfältig deklamirt, ich muß nun einmal einige Stunden dazu wiedmen um es am Clavier mit einem Sänger durchzugehn. Unsre Ackteurs haben nur fast keinen Augenblick Zeit weil sie immer neue Stücken geben sollen.

Wären Sie nur gegenwärtig. Es sollte alles ganz anders gehn.

Bey der Stelle: Viel Böses zu erzählen pp hatten Sie ganz recht die Gewalt auf: Böses zu legen. Folgen Sie nur ungescheut Ihrem Gefühle. Mit Verlangen erwarte ich das weitere, werde indessen von vorne herein das Stück fleisig studiren, mein Urtheil [112] sammeln und wenn ich das Ganze übersehen kann, es ausführlich schreiben. Wenn gethan ist lässt sich reden.

Vorerst habe ich nur wenigen etwas hören lassen, ist es einmal so weit daß die Proben besser gehn, dann will ich mich mit Vertrauten hinein setzen und recht aufpassen.

Leben Sie recht wohl. Erfreuen Sie mich balde mit etwas fernerm, und glauben daß Ihre Composition das beste Ingrediens meiner Winterfreuden werden kann.

Weimar d. 28. Oktbr. 85.

G.

Alle mir zugeschickte Veränderungen sind nachgebracht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Philipp Christoph Kayser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B06-3