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An Christiane von Goethe

Töplitz d. 1. August.

Dein lieber Brief ist gestern Abend angekommen und so will ich denn gleich wieder etwas vermelden. Das Baden bekommt mir sehr wohl ob ich es gleich[47] weder ordentlich noch mit Ruhe brauchen kann. Meine Stunde ist Morgens von fünf bis sechs, da ich denn ganz gewiß ein frisches Bad finde, den übrigen ist nichts zu trauen. Die Kayserinn sehe ich täglich bey ihr selbst, auf Spaziergängen und Fahrten, bey Tafel und immer ist sie sich gleich, heiter, geistreich, anmuthig, verbindlich und dabey kann man sagen daß sie sich immer von neuen Seiten zeigt und jedermann in Verwunderung setzt. Sie hat ein klein Theaterstück in diesen Tagen geschrieben, daß ich ein wenig zurecht gerückt habe. Es soll gespielt werden die nächste Woche. Hievon sagst du niemanden. Ich lese täglich vor, heute waren Fürst Moriz und seine Gemahlinn gegenwärtig. Sie brachten mir einige Nachricht von dir. Die Churprinzess von Hessen ist gar eine liebe Dame. Es freut mich daß du sie gesehen und gesprochen hast. Den 10. Abends geht hier alles fort womit ich bisher gelebt, ich dencke den 12ten bey euch zu seyn, erwartet mich aber nicht zu bestimmt, man weis nicht was vorkommt. Es ist ganz recht daß ihr bleibt, der andre Vorschlag brachte keinen Vortheil noch Zeitgewinn.

Was du mir wegen der Haushaltung sagen wirst soll mir sehr willkommen seyn, so wie auch daß ich in Jena besser leben kann. Zwar diesen Herbst werde ich wenig drüben seyn können. Richte nur vorläufig unser Weimarisches Wesen gut ein. Da ich den wagen hier habe bin ich viel in der Gegend [48] umhergefahren auch war ich in Aussig wo die Elbe vorbeyfließt und eine sehr angenehme abwechselnde Gegend belebt.

Zum Sechsten wünsche ich das beste Glück, es thut mir recht leid ihn nicht gegenwärtig mit feyern zu können, ich will es in der Ferne thun. Laßt es euch zusammen wohl seyn. Grüße Uli zum schönsten. Dancke John für seinen Brief. Wenn ich die Sendung durch Bethoven erhalte, schreibe ich noch einmal dann wirds nicht mehr nöthig seyn. Lebe recht wohl und liebe mich.

Abgesendet d. 2. Aug. 1812.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B43-A