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An Johann Salomo Christoph Schweigger
[12. April 1819.]
Die persönliche Bekanntschaft des Herrn Präsidenten Nees von Esenbeck hat mich sehr glücklich gemacht, denn man weiß nur was man einem Manne schreiben soll mit dem man einmal persönlich verhandelt hat. Ein gleiches Glück hab ich mit Ihnen und antworte nun dankbar auf Brief und Sendung. Mögen Sie der guten Nürnbergischen Freundin die mir schon früher in meine Sammlung manch angenehmes Geschenk verliehen in meinem Namen nochmals für die übersendeten Täfelchen den schönsten [119] Dank abstatten. Man sagt, der gäbe zweimal der schnell giebt, aber der giebt zehnfach der zur rechten Zeit giebt. Möge ich baldig im Fall seyn Ihnen mitzutheilen zu welchem Zwecke ich solche Beyspiele gewünscht.
Ein Auszug aus Ihrem werthen Brief, den jungen Osann betreffend, hat die Gemahlin des Herrn Staatsminister von Voigt, meines vierzigjährigen Freundes und Mitarbeiters, in dem Augenblicke seines Scheidens getröstet. Der junge Mann ist Ihnen durch sich selbst empfohlen, sey er es nunmehr doppelt, da er einen hülfreichen Vater verliert, sich aber gewiß um desto mehr beeifern wird auf eignen Füßen zu stehen.
Ihre geneigte Gabe zum 28. August erkenne ich zwar immer höchlich dankbar; in welchem Grad und Maaß dieß aber sey, werden Sie erst überzeugt werden, wenn ich die Lehre von den entoptischen Farben nach meiner Weise vortrage. Ich werde mich eines Ihrer glücklichen Gedanken dabei erfreuen, jedoch nicht ohne den Urheber zu nennen. Wären die Zeitgenossen so ehrlich zu gestehen was sie einander schuldig sind, so wäre jede Wissenschaft weiter.
Für die fortgesetzte Sendung Ihrer Zeitschrift danke verbindlichst; lassen Sie mich aber von Zeit zu Zeit schriftlich hören wie ein jedes Ihrer Unternehmen gedeihen mag. Besonders wünsche ich zu erfahren in wie fern Ihr Plan einer praktischen Societät zur Ausführung gekommen.
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