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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 10. April 1818.]

1) Die Medaille hat den großen Vortheil guter Kunstwerke, daß sie immer besser wird je länger man[134] sie ansieht. Das Bildniß hat trefflichen Charakter und Styl und es kann uns freuen den Künstler der Canova's Bild so vorzüglich gearbeitet hat hier wieder näher kennen zu lernen. Die Rückseite ist allerliebst gedacht und erinnert, was sehr geistreich ist, mehr an alte Gemmen als an Münzen.

2) Der Abdruck der Heilsberger Inschrift, eine sehr bedenkliche Aufgabe, nähert sich, nach mancherley Vorschlägen und Ueberlegungen, endlich der Ausführung.

Eine glückliche Vorbedeutung ist, daß Ew. Königl. Hoheit diesen Ort vor kurzem zum erstenmal betreten.

Die in Buxbaum sehr zierlich und genau geschnittenen Lettern folgen in Abdruck hiebey gegen Wiedererbittung.

Sie sind so eingerichtet, daß sie, nach typographischer Technik, zwischen die herkömmlichen Lettern sich bequem einfügen lassen.

Nach beygelegter saubern Abschrift soll das Ganze ohngefähr Seite für Seite abgedruckt werden.

Die Unkosten sind gering und würde angenehm-schicklich seyn, wenn es gar nicht in den Buchhandel käme, und Ew. Hoheit sich vorbehielten Alterthums-Freunden dadurch etwas Angenehmes zu ertheilen.

Zu den vier Blättern fügen sich noch zwey, ein Titel worauf die Inschrift selbst und ein Blat kurz gefaßte Nachricht von dem Orte, den Schicksalen, der Publication, bisheriger und letzterer Auslegung des Steines.

[135] 3) Was in diesen Tagen im botanischen Garten zu Jena geblüht giebt wohl Gelegenheit zu Vergleichung des weimarischen belvederischen Klima.

4) Die wunderlich eingehausten Larven sind, wie Beylage zeigt, den Naturforschern bekannt, auch ähnliche Geschöpfe, aber dergleichen die auf große Geschiebe sich Wohnungen gesellig bauen, fanden sich bis jetzt in Büchern noch nicht aufgezeichnet. Voigt wird weiter nachsuchen.

5) Döbereiner hat mir seine Tabelle vorgezeigt, es ist eine Freude zu sehen, was eine Wissenschaft wirken kann, wenn sie ihren ganzen Kreis methodisch durchzuarbeiten unternimmt und die einzelnen Gegenstände zu rangiren weiß.

6) Lenzen ist dieser Tage ein sonderbarer Fall begegnet, aus Ungarn meldet man ihm: ein sorgfältig emballirtes Kästchen bedeutender Mineralien sey an ihn abgegangen, und habe man solches einer Sendung an den Professor Fischer in Moskau beygefügt, in Hoffnung daß er das ihm Zugedachte sicherer und bequemer erhalten werde.

Die Unkenntniß der Geographie konnte Lenz diesem wohlwollenden Correspondenten nicht verzeihen.

7) Dagegen ist er heute höchlich erquickt worden: denn so eben kommt er auf die Tanne ganz eigentlich gesprungen und notificirt, daß zwey Kisten ganz postfrey von Lübeck her durch Munificenz der Schwedischen Patrone in Jena ankommen sollen.

[136] Ich bin selbst voll Verlangen was sie enthalten. Es wird wieder neue Schränke kosten.

Glücklicher Weise tritt der Frühling ein, wo man diese kalten und verkältenden Gegenstände wieder ohne Gefahr näher behandelt kann.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B85-3