37/142.
An Ernst Heinrich Friedrich Meyer
Ew. Wohlgeboren
verzeihen, wenn beykommendes Heft zu spät anlangt; vor meiner Badereise ward es nicht fertig, und jetzt drängt sich so manches zusammen, das ich nicht allsobald in's Gleichgewicht bringen kann. Haben Sie Dank für das Mitgetheilte! Finden Sie etwas für das nächste Heft, so werd ich es mit Vergnügen aufnehmen. Indessen bitte von Ihrer neusten Beschäftigung mir einige Kenntniß zu geben. Mich bedrängt altes und neues Interesse von so mancherlei Seiten, daß ich keiner genug zu thun glaube; doch will ich nach und nach theils öffentlich, theils im Vertrauen davon einiges mittheilen.
[234] Sollten Sie Die Natur der lebendigen Pflanze von Karl Heinrich Schulz in Berlin etwa recensiren, so machen Sie mich aufmerksam darauf, da ich gelehrte Anzeigen, kritische Blätter nicht immer gleich durchlaufe und mir also auch das, was mich interessieren würde, später zu Gesicht kommt. Ihr Aufsatz in das morphologische Heft hat mir auf einsamen Wegen in dem böhmischen Gebirg viel zu denken gegeben; einiges zu fragen und zu eröffnen ergreife nächstens Gelegenheit.
Möge Ihnen alles gelingen, zum Vortheil und zur Freude gereichen!
ergebenst
J. W. v. Goethe.