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An Johann Heinrich Meyer

Es ist mir die Zeit recht gut gegangen, mein theurer Freund. Wir sind fleißig und hoffen vor Winters noch etwas an den Tag zu fördern.

Kaaz hat sich auch hier ganz wohl befunden, ist herumgeführt worden, hat die Aussichten als Aussichten [18] gelobt, im Landschaftmalerischen Sinne gescholten und hier sowenig gezeichnet wie drüben. Daß es ihm doch auch nur eingefallen wäre einen so unschätzbaren classischen Platz, wie Schillers Garten, wo so treffliche Sachen wie seine Wallensteine, seine Almanache und sonst Gott weiß was zu Stande gekommen sind, zu zeichnen oder nur danach zu fragen! Das wollen wir auch nicht schelten, sondern blos bemerken. Mit Geheime Hofrath Starke hat er über seine Gesundheitszustände gesprochen und wenn er diesem, besonders im diätetischen Sinne folgt, so wird er gewiß besser fahren als bisher, und kann, da er jung ist, vielleicht noch gerettet werden.

Sagen Sie mir doch auch von Weimar etwas, und schicken Sie mir die Kupferstiche, die Sie für mich aussuchen wollten. Ich bedarf solcher guter Geister, die aus dem tiefen Kunstgrunde der Vorzeit hervor steigen.

Neues was uns beyde interessiren könnte, ist uns nicht vorgekommen. Bis jetzt war das eigentlich erfreulichste drey Gärten, die mit Liebhaberey, mehr oder weniger Wissenschaft Handwerk und Handelsinn besorgt werden, der botanische. der von Harraß und der von Wedel. Bey letztrem ist die Nelkenflor merkwürdig, die sehr vergnüglich anzusehen ist, wenn man nur erst den philisterhaften Begriff den man von jeher mit dieser Liebhaberey verband, bey Seite geschafft hat.

[19] In allen andern Dingen gehe ich den Weg sachte fort, den Sie kennen, wo einen die wahre Theilnahme desto mehr freut, als die falsche herkömmlich ist. Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald.

Jena d. 1. August 1809.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BC3-8