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An David Knoll

Vor allem Dank, mein werthester Herr, für die hübsche Dose, die Sie mir als ein Musterstück Ihrer Arbeiten in Sprudelstein übersenden wollen; der Stein ist wohl gewählt und geformt, auch die Politur so gut, als man sie von der Steinart verlangen kann; es wäre unbillig zu fordern, daß man mit dem Achat wetteifern solle.

Sodann lege eine Anzahl Druckschriften bey, worin die Müllersche Sammlung verzeichnet ist.

Die Blätter Ihrer Anfrage lege gleichfalls bey, damit meine Antwort verständlicher seyn möge.

[154] ad Nr. 16. Sende ein paar Exemplare des gründlichen Crystalls; man findet sie selten, weil sie sich meist nur gebröckelt aus dem Gestein loslösen; man trifft sie in einer Schlucht, die neben der alten Prager Straße herläuft. Sollten wir nach Carlsbad kommen, so kann mein Diener nähere Anleitungen geben.

ad Nr. 30. Ist nicht das Rechte, ist offenbar Sinter und Sprudel.

ad Nr. 31. Könnte allenfalls für 32 gelten, 33 für 31. Es sind aber keine ganz instructiven Stücke.

ad Nr. 37. Ist ganz richtig! Sie fänden vielleicht gute Stücke am Ablauf des Neubrunnens, welcher nicht so eisenhaltig ist und zarter crystallisirt.

ad Nr. 51. Ist ganz richtig.

Nr. 52. Ist ganz falsch. Wenn Sie die Nummern 49, 50, 51 und 52 auffinden wollen, so ersteigen Sie erst den Galgenberg und gehen sodann gegen den Dreykreuzberg hinauf, da finden Sie zwischen Gesträuch vieles Gestein, das man aus Äckern zusammengeworfen. Unter diesem habe ich die schönsten Beyspiele gefunden.

Nr. 57. Ist zwar ganz richtig; allein es muß mehr in die Augen fallen, die Quarzkörner groß und rauh, beynahe crystallisirt und fest mit einander verbunden seyn.

Nr. 62. und 63. Können für diese Nummern passiren, denn Amethystcrystalle sind hier nicht der Farbe, sondern der Form nach genannt, zugespitzt ohne Säule.

[155] ad Nr. 74. Finden Sie wohl, besonders wenn Sie die alten Lessauer Gruben durchsuchen, bessere Stücke.

ad Nr. 99 und 100. Kann man nicht besser wünschen.

(Außer diesen beiden letzten Stücken sende die übrigen bessern Verständnisses wegen sämmtlich zurück.)

Sodann bemerke auf die gethanen Anfragen noch Folgendes:

Bey Erweiterung des Raums um den Neubrunnen ward jener Übergang des Granits in dendritischen Feldspath häufig abgestuft; was ich davon aufgenommen, ist, außer wenig Stücken meiner Sammlung, an gute Freunde gegeben worden.

Der stänglichte Eisenstein ist ganz der rechte; die Spur von Vegetabilien, die sich auch in meinen größeren Exemplaren zeigt, macht ihn um soviel mehr werth, da sie auf den Ursprung des nunmehr so sehr veränderten Gesteins hindeutet.

Die größeren, glatten und rauhen Kugeln, Erbsen und Gräupchen wären allerdings der Sammlung beyzulegen und unter die Erbsensteine Nr. 46, 47 und 48 zu rangiren, so daß man gerade keine neue Nummern einzuführen nöthig hätte.

Übrigens wenn ich das Vergnügen habe, Sie diesen Sommer zu sehen, wird sich gar manches mittheilen und besprechen lassen.

Endlich wollte ich Sie die Gefälligkeit ersuchen, mir eine Sammlung geschliffener Täfelchen und[156] Stückchen Sprudelstein gelegentlich zu besorgen, sie brauchen nicht von ein und derselben Größe zu seyn, deshalb Sie, wie ein oder das andere, an Farbe oder Zeichnung Vorzügliches abfällt, es nur geneigt bey Seite legen.

Zu Ihrem Unternehmen alles Gute wünschend und von meiner Seite gern das Mögliche beytragend.

ergebenst

Weimar den 8. März 1821.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An David Knoll. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BC6-2