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An August von Goethe

Aus Weimar wünsche dießmal:

1) Auf dem freystehenden Repositorium in der Bibliothek an der Seite nach der Nachbarswand zu liegen, in Paquete zusammengebunden, die fünf Bände von Kunst und Alterthum. Ein davon habe neulich erhalten. Nun aber wünsche ein zweytes; man müßte aber sehen daß es eins von denen sey, welche aus Exemplaren auf Velin-Papier und gewöhnlichen gemischt sind; wahrscheinlich ist dieses von Kräutern auf der Inschrift bemerkt; ich glaube, die meisten sind von dieser Art.

2) Sodann liegen daselbst Exemplare des ersten Stücks des VI. Bandes, gleichfalls zusammengebunden; davon eines, ordinär Papier, abzusondern und mitzubringen.

3) Sodann wünsche die Kiste welche von Berlin gekommen auch hier zu haben; der Kutscher wird solche schon aufzupacken wissen.

4) Was von Briefen und Paqueten angekommen versteht sich von selbst.

5) Sodann acht Flaschen Tischwein, welcher der gesündeste und beste bleibt.

6) Nicht weniger 50 rh., daß sich die wöchentliche Ausgabe durchaus gleich bleibt.

7) Von der Bibliothek Gregorius Turonensis; auf[220] beyliegenden Zettel wirst du ihn von der Bibliothek erhalten.

8) Ferner liegt in meinem Zimmer auf dem untern Querabsatz des Schreibtisches, wo die Landcharten liegen, auch ein Werk in Klein-Folio, mit Rücken von grün Saffian, Atlas historique de Le Sage; es ist auch daran kenntlich daß es nur genealogische Tabelle und Landcharten enthält.

Ich habe dir zwar nicht viel zu sagen, aber ich muß mich noch enger als ich gewollt zusammenziehen; der ganze Nachmittag ist mir unter angenehmen Besuchen vorüber gegangen. Ober-Baudirector Coudray ließ mich sein glücklich gerathenes Denkmal sehen und gab mir vielfach-umständliche Nachricht von allem Vorübergegangenen. Canzler v. Müller gab mir umständliche Kenntniß und sonst, präsentirte mir auch den Lieutenant Jacobi, und nun steht der Mond in voller Pracht am östlichen Himmel.

Gegenwärtiges sende durch den Kutscher, um Vorstehendes dagegen zu erhalten.

Angenehm soll mir's seyn, wenn man mich Sonntags besucht; ich überlasse dir das ganz wie sich's einrichten läßt. Frau und Kinder würden sich der schönen Aussicht erfreuen, auch würde Eckermann sehr lieb seyn, und da so manches in solchen Fällen hin- und herwogt, so ließe sich Hofrath Vogel vielleicht bereden von der Partie zu seyn.

[221] Ich habe auf einen sehr schönen Rehrücken einzuladen; bringt ihr sonst etwas Genießbares mit, so wird es auch nicht verschmäht. Die Tage sind lang, der Vollmond verlängert sie und so kann man irgend wohl eine solche Reise wagen.

Ich sage weiter nichts, sondern schließe ab mit den besten Wünschen.

Schloß Dornburg den 24. Julius 1828.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BD2-6