[32] 19/5406a.

An Johann Christian von Mannlich

Hochwohlgeborner
Insonders hochzuehrender Herr,

Indem ich gegen das Ende meines Carlsbader Aufenthalts, welcher ziemlich lange gedauert, meine Briefschulden mustere, so finde ich daß ich auch noch gegen Ew. Hochwohlgebornen stark im Rückstande bin.

Der mitgetheilte Brief von Herrn Müller in Rom liegt hier bey und ich freue mich zum voraus auf die Sammlung, der ich eine glückliche Überkunft wünsche. Mit Dank werde ich Ew. Hochwohlgeboren die Auslangen sogleich wieder erstatten. Man ist glücklich wenn man eine Liebhaberey hat, die ohne große Kosten zu befriedigen ist und auf ein tiefes Studium hinweist. In schlimmen Zeiten, sie mögen nun von[32] außen oder von innen kommen, findet man sich daran getröstet und gestärkt. Kann sich nun der Künstler dasjenige was Herz und Geist bedarf selber schaffen, so ist er um desto glücklicher. Die Sammlung, wovon Sie mir Nachricht zu geben die Güte haben, muß sehr interessant seyn. Man findet es mehr, daß Künstler die zu etwas Höherem berufen sind, wenn sie sich zum Zeitvertrieb, zum Gemüthserheiterung an Thieren und dergl. ergötzen, immer etwas Geistreiches und höchst Angenehmes hervorbringen. Ein Beyspiel davon ist Director Tischbein, sonst in Neapel, gegenwärtig in Hamburg. Sollten bey ruhigern Zeiten Ew. Hochwohlgebornen uns einen Band nach dem andern mittheilen mögen, so würde es uns gewiß zur angenehmsten Unterhaltung dienen.

Die Folge des Pfälzischen Hauses ist glücklich angekommen und mir hierher nachgeschickt worden. Auch für diese Aufmerksamkeit danke zum schönsten, und hoffe bald wieder zu vernehmen, daß Sie sich recht wohl befinden

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamster Diener

Carlsbad den 27. August 1807.

J. W. v. Goethe.


In wenigen Tagen werde ich von Carlsbad abgehen.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Christian von Mannlich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BD8-9