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An Christiane von Goethe

[Töplitz, 6. Juni 1831.]

Pfingsten, das liebste, lieblichste Fest bringt mir einen Brief von dir, bis auf einen sind alle angekommen; da du aber sie gleichlautend ausstelltest; so weis ich wie es ohngefähr bey euch aussieht, und wiederhohle: dancket Gott daß ihr so davon gekommen seyd, ich habe ganz anderes gesehen.

Ein Brief an Wolf wird angekommen seyn. Ich sprach von Johns Kranckheit, er ist wieder besser. Das Übel hat er sich durch einen temperleinischen Eigensinn zugezogen, es ward aber sehr ernsthaft. Nun ist er besser, ich habe mich der Lage gemäß eingerichtet und an meiner Arbeit schadets mir nicht. Ich hatte so sehr viel vorgearbeitet daß ich einige Wochen zur Revision brauche. Ich komme mit allem was ich mir vorgenommen sehr gut zu Stande. Am goldenen Ey solls nicht fehlen. Daß du das Mögliche thust weiß ich und erkenn es, fahre so fort und vergnüge dich dazwischen, biß wir uns wieder in der Gegenwart einer treuen Liebe erfreuen können.

Zur Communication brauchst nun weiter keine Umstände. Schreibt mir nur direckt nach Töplitz durch Dresden so habe ich den Brief bald genug. Ohngefähr am 10ten Tag.

[360] Gesellschaft seh ich fast gar nicht, sie sind alle im Augenblick ersoffen und quälen sich von Morgen zu Abend mit widersprechenden Neuigkeiten; Aber mit meiner Hauptsache geht es gut und muß immer noch besser gehn, da mir das Bad sehr wohl bekommt, und ich Zeit habe alles wohl zu überlegen.

Wenn du meinen Brief nicht lesen kannst, so wird Uli aushelfen, ich gewöhne mir fast ihre Hand an, es sieht fast aus als wenn ich in sie verliebt wäre.

Kannst du mir ohne große Beschwerlichkeit etwas von unsern Jenaischen Freunden sagen und wie diese durch die Zeit durchgekommen sind? Vom guten Knebel möcht ich gern etwas wissen. Sie haben es vielleicht leidlicher gehabt als Ihr.

Seit dem 27. May, dem Datum deines letzten Briefes, wirst du erhalten haben:

1.) Ein Paquet durch Stallmstr Sievers unterm 24ten.

2.) Einen Brief. Antwort auf deinen vom 24ten. Mit Liedchen und Nachricht des besorgten Brunnens unterm 1. Juni.

NB. am 5ten ging ein Brief an Wolf ab.

Soweit war ich gestern gekommen. Heute noch einiges. Ich freue mich sehr daß alles bey Euch wieder im alten Gleise geht, die Besorgung der Gärten, das Theater und das liebe Belvedere. Fahret so fort das Nötige zu thun und Euch zu vergnügen.

[361] Melde mir doch auch etwas von Geh. Reg. R. von Müller und grüße ihn schönstens. Ingl. von Falck, auch diesem sage ein freundlich Wort, lorzings nicht weniger.

Ich wünschte nur du könntest ein Paar Tage mit mir in meinem Gartenhause gehn. Das Gärtchen ist klein liegt aber frey und hat die schönste Aussicht. Das Baden bekommt mir sehr gut, auch habe ich einen guten Wein gefunden und kann alle Tage Krebse haben, so siehst du also daß mir nichts abgeht. John hat gut geschlafen und es steht viel besser mit ihm. Madam Schopenhauer viel Grüße! wie ist es ihr dadrausen ergangen? Meldet mir so nach und nach was sich sagen läßt und behaltet mich lieb.

Teplitz d. 7. Jun. 1813

G.
als am 2ten Pfingstage.
Fr. v. Heygendorf die schönsten Grüße auch Herrn Hof. K. Rath und Genast.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C15-A