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An Philipp Seidel

Rom d. 27. Oktbr. 87.

Deinen lieben Brief hab ich bey meiner Rückkehr vom Lande erhalten, ich bin wieder wohl und vergnügt in Rom, wo ich Kaysern erwarte, der mit seiner Partitur unterwegs ist, du kannst dir dencken welch ein Fest das werden wird.

Danck für deinen Zuruf, deinen Rath, ich bin auf dem Wege ihn zu nutzen.

Wenn ich nicht sehr irre; so ist nächste Ostern meine Miethe herum. Gehe nun gerade zum Rath Helmershausen grüße ihn von mir, und sage ihm: Im Fall (wie ich mich zu erinnern glaubte) Ostern 88 unsere Miethe um sey, wünschte ich die Prolongation derselben vor der Hand noch auf 1 Jahr, biß [281] ich wiederkäme, und die Sache weiter in Ordnung setzen könnte.

Mich dünckt so ists auf mehr als eine Weise wohl gethan, hast du aber ein Bedencken dabey; so schreibe mir gleich wieder, denn es hat mit einer solchen Erklärung und Prolongation wol einige Zeit. Was deine kleine Schrift über das weibliche Geschlecht betrifft; so möchte ich dir fast rathen, sie grade zu drucken zu lassen, besonders wenn du unbekannt bleiben könntest. Jene Ausarbeitung übers Geld kann nicht reif genug werden, moralische Sachen aber lernt ein unbefangner recht gut aus dem Effeckt aufs Publikum erst recht kennen.

Ich lege einen Brief an Göschen offen bey und wiederhohle nichts was daraus zu ersehen ist; zeig ihn auch Hrn. Legations Rath Bertuch damit er erfahre was ihm zu wissen Noth ist.

Laß die 6 Exemplare nur liegen ich habe keinem auswärtigen Freunde eines gegeben. Wieviele müßt ich da austheilen!

Du sollst auch eine Iphigenie in Prosa haben, wenn sie dir Freude macht. Der Künstler kann nur arbeiten, Beyfall läßt sich wie Gegenliebe wünschen, nicht erzwingen.

Schreibe dir den Brief an Göschen ab, oder zieh dir ihn wenigstens aus, daß du in der Suite bleibst und behältst was mit ihm verhandelt wird. Es ist nicht just mit ihm, wie mit alle dem Volcke.

[282] Wenn du den 8ten Punckt berichtigt hast; so schreibe mir auf welche Weise es geschehen ist. Deine Vorschläge die du mir schreibst sind gut. Egmont wird nun angelangt seyn, er ist an Hrn. Herdern abgegangen. Der Rest des 5. Bandes mit der Kupfer Platte soll durch deine Hände gehen und du giebst ihn nicht als gegen baare Bezahlung aus. Der Contrackt besagts und man muß keine Complimente machen.

Lebe wohl. Gedencke mein, schreibe mir manchmal wenn auch nicht eben Geschäftssachen.

Ich bin wohl, vergnügt, und lerne, daß es eine Lust ist.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C51-2