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An Georg Friedrich Grotefend

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

Schreiben vom 12. April erwidere sogleich, wenn schon nur vorläufig:

1. Ich habe diese Feiertage einen jungen geschickten Zeichner nach Heilsberg gesendet, umbenannten Ort, die neue Kirche, die Spuren der alten zu erkunden, die Lage und Aussicht zu zeichnen und von dem was sich dort vorfindet genaue Kenntniß zu nehmen. Nach dessen Rückkunft werde das Nähere umständlich mittheilen.

2. Die Frage, ob sich nicht bloß Wallfahrten, sondern auch Landgerichte in Heilsberg nachweisen lassen, soll baldigst untersucht werden. Beier hat voluminose Handschriften über Thüringen hinterlassen, die sich in der Jenaischen Universitätsbibliothek befinden, vielleicht geben die einigen Aufschluß.

3. Ist Ew. Wohlgeboren Vermuthung völlig richtig: der Kupferstich in den Curiositäten war nach Schilter copirt; hierauf ruht Herrn von Hammers Erklärung. Die Vignette auf unserm Titelblatt ist gleichfalls eine nur verkleinerte Copie. Man hatte die Schilterische Zeichnung mit der Tafel im Allgemeinen verglichen und fand ziemlich getreu. Der Stein wegen plumper Form und schwerem Gewicht ward ungünstig aufgestellt, auf Ew. Wohlgeboren letzte Anregung [126] aber in gutes Licht gebracht, mit Öl getränkt und von demselben Künstler, der die beiden ersten Copien verfertigt und die Stöcke geschnitten, ganz genau durchgesehen und gezeichnet. Woraus sich denn ergiebt, daß das Alphabet viel einfacher ist, daß die Buchstaben die Zeilen rein ausfüllen oder Röschen gesetzt sind. Sobald alles von unserer Seite aufgeklärt worden, erhalten Ew. Wohlgeboren umständliche Nachricht, so wie ich auch den ersten Aufsatz nebst dem Nachtrag zu weiterer Bearbeitung übersende.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar den 15. April 1819.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Georg Friedrich Grotefend. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6CA9-B