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An Johann Gottfried Ludwig Kosegarten
Ew. Wohlgeboren
so einsichtige als wohlwollende Recension habe mit höchstem Wohlbehagen und Belehrung gelesen und mir einer wiederkehrende Jugend oder wenigstens eine frühlinghafte Stimmung gewünscht, um sogleich mit Ihnen in diesem herrlichen Weinberge fortzuarbeiten. Es würde dieß für mich um so sicherer und vortheilhafter seyn, als meine Ansichten mit den Ihrigen, in so fern ich sie durchdringe, genau übereinstimmen und sich daraus nach und nach auch für mich eine schöne, klare Welt immer mehr hervorbilden müßte.
Den guten Indiern sind wir so viel schuldig, daß es wohl billig war sie gegen meinen Unmuth in Schutz zu nehmen. Den Maaßstab griechischer äußerer Wohlgestallt darf man freylich da nicht anlegen, wo von innern großen Geisteseigenheiten die Rede ist. Möge mich bald ein gutes Geschick in diese Reiche zurückführen, da ich mir denn Ihr sicheres Geleit alsobald zu erbitten die Freyheit nehmen werde.
Der Brief an Herrn Bopp ist abgegeben, die Antwort hoffte Herr Hüttner schon am 10. December zu übersenden, erhielt sie aber nicht vor dem Postabschlusse. Derselbe meldet ferner: »Das Lexikon der Sanskritsprache war nicht vergessen. Black & Parry,[137] das einzige Haus, wo diese Bücher zu haben sind, sagen mir, daß in Zeit von zwey Monaten mit Eingang der ostindischen Flotte gewiß unter anderm Exemplare eines neuen Lexikons der Sanskritsprache von Wilson ankommen werden, wo denn Ew. Excellenz sich darauf verlassen können ein Exemplar zu bekommen.«
[Weimar den 30. December 1819.]