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An Carl Friedrich Zelter

Die Rübchen sind angekommen, wofür den ganzen Winter der schönste Dank bey Gastmahlen erschallen wird. Hofrath Meyer ist angekommen, der das Lob von Berlin motivirt ertönen läßt. Da er die positivste Natur von der Welt ist, so nimmt sich eine solche Königstadt, durch seine Augen gesehen, gar herrlich aus.

Mit Rauchs Büste bin ich sehr zufrieden. Hätte er sie secretirt und, in Marmor ausgearbeitet, zuerst aufgestellt, so wäre das Problematische, was gegenwärtig noch darinne liegt, gar nicht zur Sprache gekommen.

Dem Bilde nach Albertinelli giebt auch Meyer das beste Zeugniß; ein Künstler, der 1520 dieses Erdenrund verließ, kann schon was Kluges zurücklassen haben. Übrigens sieht man bey dieser Gelegenheit,[9] wie die werthen Berliner Freunde sich keines bibelfesten Standpunctes rühme; man hat Mariä Heimsuchung wohl oft genug den 2. Juli im Kalender rothgedruckt gesehen, aber geglaubt, es sey gemeint: sie habe eine aufwartende Heimsuchung von der guten Elisabeth erhalten, da es doch der umgekehrte Fall ist, da die fromme, guter Hoffnung lebende Marie über's Gebirge gegangen um eine Freundin heimzusuchen. Wie alles dieses im Evangelium St. Lucä im ersten Capitel umständlich zu lesen ist. Ganz gewiß wächst der Werth des Bildes, wenn man die angeführte Stelle penetrirt und sich eigen gemacht hat.

Dein Brief ist den 28. October geschlossen; den 27. ging eine kleine Sendung noch von Jena, der ich guten Empfang wünsche. November und December bring ich also die Abende mit Meyern unter euch zu; willst du hereintreten, so bist du schönstens willkommen; die Kinder verlangen, ich soll dich einladen.

Weimar den 9. November 1820.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6CF0-B