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An Ernst Theodor Langer?

Ihr seyd nicht der einzige der sich über meine lakonische Briefleins beklagt, und doch dünckt mich wäre ein krafftiger Text willkommner als eine angerührte Predigt, mir wenigstens ist's so.

Die zweyte Ausgabe des Berlichingen ist ia ganz unverändert. Es ist mein Probstück, und soll bleiben wie's ist. Wenn ich ie wieder ein deutsch Drama mache, daran ich sehr zweifle, mögen alsdenn wahre Seelen fühlen, inwiefern ich zugenommen habe. Sonst binn ich sehr emsig, um nicht zu sagen fleisig, advozire scharf zu, und verfasse doch noch manch Stückgen Arbeit guten Geistes und Gefühls. Jetzt ist nichts zum Druck bereit. Vielleicht nächstens, da ich's denn melden will. Gebt auf ein Lustspiel acht, das die[157] Ostermesse herauskommen wird der Hofmeister oder die Vortheile der Privaterziehung. Ihr hört am Titel dass es nicht von mir ist. Es wird euch ergözzen.

Hier leg ich ein Specktakul bey, sagt niemanden wo ihrs her habt. In mysterio voluptas. Ich vermuthe ihr habt die biblischen Fragen auch noch nicht gesehen. Wenn's euch interessirt kann ich euch manchmal so was schicken, in meinem Zirkel haben die Kerls immer drollige Einfälle. Wenn ihr Lessingen seht so sagt ihm dass ich auf ihn gerechnet hätte, und ich pflegte mich an meinen Leuten nicht zu betrügen. Grüßt Beyrisch von mir, auch von Hornen. Ich weis der dürre Teufel wird sich gefreut haben so unerwartet etwas von seinem ehemaligen Jonathan zu sehen. Vielleicht kommt noch auf die Ostermesse was von mir, ich weis noch nicht ob es einen Verleger finden wird, es ist ein Bissgen toll, kommts heraus, so sollst du's erfahren.

Adieu und schreibt mir noch einmal eh ihr diese Welt verlasst.

Frankfurt am 6. May 1774.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1774. An Ernst Theodor Langer?. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D28-7