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An Friedrich Schiller

Die gute Nachricht, daß Ihre Arbeit fördert, ersetzt mir einen längern Brief, den ich sonst nicht gern entbehre.

[27] Sie erhalten hierbey einen kleinen Aufsatz über einige Puncte, die ich in diesen Tagen noch lieber mündlich mit Ihnen abgehandelt hätte. Ich denke wenn wir die Sache noch einigemal recht angreifen, so muß sie sich geben. Ich habe gestern das Capitel von der Elektricität in Grens Naturlehre gelesen, es ist so vernünftig geschrieben als unvernünftig das von den Farben; allein wie fand er es auch durchgearbeitet und vorbereitet.

So viel ich jetzt übersehen kann wird die Farbenlehre, wenn man sie recht angreift, in Absicht auf ihren Vortrag einen Vorzug vor der elektrischen und magnetischen haben, weil wir bey ihr mit keinen Zeichen sondern mit den Verhältnissen und Wirkungen sichtbarer Naturverschiedenheiten zu thun haben.

Zugleich erhalten Sie einen Nachtrag von Freund Hirt über seinen Laokoon.

Böttiger hat, nach seiner beliebten Art, meinen Aufsatz über diese Materie an ienen Freund verrathen und dieser ist dadurch in die größte Bewegung gesetzt worden, wie der Nachtrag ausweist.

Bemerkenswerth ist es daß er seine Beyspiele von Basreliefen hernimmt, die als subordinirte Kunstwerke schon allenfalls etwas weiter gehen dürfen; daß er aber von der Familie der Niobe schweigt, einem Kunstwerk auf der höchsten Stufe, das aber freylich seiner Hypothese nicht günstig ist.

Wäre nur die Gruppe selbst glücklich in Paris [28] angelangt und wieder aufgestellt so möchten unsere Salbadereyen hierüber sämmtlich in Rauch aufgehen.

Man fängt in Paris schon an sich über den üblen Zustand der hingeschafften Kunstwerke zu beklagen. So wie unser Meyer versichert daß z.B. die Cecilie von Raphael gar nicht zu transportiren gewesen sey, weil der Kreidengrund sich an vielen Stellen gehoben hatte, der also durch die Erschüttrung gewiß abgefallen ist. Wie finde ich Herrn Posselt glücklich daß er sich über den Succeß dieses übermächtigen und übermüthigen Volks bis tief in die Eingeweide freuen kann.

Leben Sie recht wohl, es steht mir jetzt noch einige Wochen manches bevor, ist aber der Geburtstag vorbey, so komme ich um an Ihren Arbeiten Theil zu nehmen. Grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 17. Januar 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D4E-2