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An Friedrich Schiller

[30. December.]

Ich freue mich sehr, daß die Xenien bey Ihnen Eingang und Beyfall gefunden haben, und ich bin völlig der Meinung daß wir weiter um uns greifen müssen. Wie werden sich Charis und Johann prächtig neben einander ausnehmen! wir müssen diese Kleinigkeiten nur ins Gelag hineinschreiben und zuletzt sorgfältig auswählen. Über uns selbst dürfen wir nur das was die albernen Pursche sagen, in Verse bringen, und so verstecken wir uns noch gar hinter die Form der Ironie.

Die Recension der Horen wird also ein rechtes Wunderding, auch passen unsere Concurrenten mit Heißhunger darauf, und sie falle aus wie sie will, so giebts gewiß wieder Händel.

Was Brandis in seinem Werke über die Lebenskraft über meine Metamorphose sagt, erinnere ich mich; aber nicht der Stelle die Sie anführen, wahrscheinlich hat er derselben, in seiner Übersetzung derDarwinischen Zoonomie, nochmals gedacht, da Darwin auch das Unglück hat vorher als Dichter (im englischen Sinne Dieses Worts) bekannt zu seyn.

Nur die höchste Dürftigkeit ließ mich von iener Tragödie etwas gutes hoffen. Gestern ist wieder ein detestables Stück von Ziegler aufgeführt worden:[356] Barbarey und Größe, wobey sie so barbarisch zugehauen haben, daß ein Schauspieler fast um seine Nase gekommen ist. Wie heißt doch der Titel der Bearbeitung der Adelphen? Ich erinnere mich ihrer aus den frühesten Zeiten her.

Ich verlange recht Sie wieder zu sehen und in dem stillen Schlosse zu arbeiten, mein Leben ist, diese 4 Wochen her, ein solches Quodlibet in welchem sich hunderterley Arten von Geschäftigkeiten mit hunderterley Arten von Müssiggang kreuzen, mein Roman gleicht indessen einem Stickstrumpf der bey langsamer Arbeit schmutzig wird. Indessen wird er im Kopfe überreif und das ist das Beste.

Von Meyern habe ich einen Brief aus Rom, er ist glücklich daselbst angelangt und sitzt nun freylich im Rohre; aber er beschwert sich bitterlich über die andern Gesellen die auch da sitzen, Pfeifen schneiden und ihm die Ohren voll dudeln. Deutschland kann sich nicht entlaufen und wenn es nach Rom liefe, überall wird es von der Platitüde begleitet, wie der Engländer von seinem Theekessel. Er hofft bald von sich und Hirt etwas für die Horen zu schicken.

Hierbey ein Brief von Oberreit der in seiner Art wieder recht merkwürdig ist, ich will sehen, daß ich dem armen alten Mann etwas von unsern Herrschaften heraus bettle.

Leben Sie recht wohl und behalten mich lieb.

G. [357]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1795. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D4F-F