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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten eine kleine Sendung, um deren Verzögerung ich Verzeihung bitte.

1. Die sehr vorzügliche Recension des Sophus No. 457 haben Sie alle Ursache warm zu halten.

2. Die Recension der Armida. Etwas zu umständlich, doch mag es hingehen, weil es auch gut ist, daß dieses fatale Genre mit Sorgfalt und Billigkeit geprüft werde. Ich würde rathen diesem Recensenten denLacrymas, Pelegrin und dergleichen, wenn es noch nicht vergeben wäre, zuzuwenden. Doch haben wir noch dergleichen noch viel zu erwarten.

3. An dem Anfange der Recension von Kanne's Liedern hab' ich einiges verändert; das große Lob paßte nicht zu den Erinnerungen der Recension selbst.

4. Den philosophirenden Bienenfreund könnte man wohl passiren lassen. Er hat nach meiner Überzeugung in der Sache recht, nur das Barocke seiner Constructionen macht die Leute stutzen. Vielleicht sagte man einmal unterm Strich ein paar Worte über die Sache und brächte sie auf menschlichen Grund und Boden.

[225] 5. Die Recension von Wilhelm Tell ist leider nicht zu brauchen. Ich wollte den Eigang verändern, aber das Urtheil geht durch das Ganze durch. Vielleicht nähme Delbrück dieses elende Opus noch mit und thäte es kurz ab.

6. Windischmanns Ideen zur Physik würde Steffens oder Schleiermacher anbieten, wenn vom ersten nur etwas zu hoffen wäre; der andre würde die Form, worauf es hier hauptsächlich ankommt, genugsam würdigen.

7. Wenn ich die Recensionen von Wagners Schriften, die zunächst erscheinen, nochmals werde gelesen haben, sage ich auch über dessen Brief meine Gedanken. Welchen Dünkel muß der Mann haben, der an Schelling nichts als Dünkel sieht! Wie schön hat dagegen Windischmann in seinen Ideen die letzten Verirrungen Schellings nicht relevirt, sondern mit tiefer Einsicht zurechtgelegt und mit zarter Hand ausgeglichen.

8. Werneburgen wird schwer zu helfen seyn. Sollte Stahl das Werk nicht übernehmen? Werneburg ist gewiß nicht ohne Verdienst, es stickt aber in so wunderlichen Schlacken, daß sich wohl schwerlich jemand findet, der es scheiden möchte.

9. Folgen einige Regierungsblätter.

10. Um Bezifferung des dritten Bandes bitte zum schönsten.

11. Das Programm ist in voller Arbeit und soll auch Ihre übrigen Wünsche zu befriedigen bald Rath werden.

[226] 12. Für die Greife, die gut um sich gegriffen haben, danken Sie Freund Voß aufs beste.

Gruß und Heil!

Den 12. December 1804.

G.


Das Kupfer zum Programm wäre wohl diesmal hier zu drucken?
[227]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D5F-B