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An August von Goethe

Vor allem, lieber Sohn, vermelde daß ich in Eger glücklich angekommen, bey schönem Wetter und gutem Weg; die mit Herrn Grafen Sternberg in Marienbad verlebten vierzehn tage waren sehr nützlich und erfreulich; es wird von diesem bedeutenden Manne viel zu erzählen seyn. Das Wasser ist mir dießmal recht wohl bekommen, ich trinke es hier fort und werde nächsten Winter desgleichen thun.

Nach Inhalt meines letzten Briefs hast du vielleicht schon einiges gesendet, fahre nach eine Zeitlang so fort. Herr Graf Sternberg kommt Mittwoch den 30. hierher, bleibt etwa bis den 3.; ich würde die Woche vom 4. bis zum 10. auf allerley Excursionen in der Nähe verwenden, vielleicht Sonntag den 11, hier abfahren und in der Hälfte August bey euch seyn.

Dieß ist meine Absicht im Ganzen; wie das Einzelne zur Ausführung kommen kann, wird die zeit lehren.

Von Mineralien bringen wir zwar nicht viele, aber doch sehr schöne Stücke zurück, besonders wird sich dein Kabinett eines collosalen Exemplars erfreun.

[97] Mein hiesiger Aufenthalt war jedoch höchst noth wendig. Alle Bemerkungen, Gedanken, ja kleine Gedichte pp habe zwar gleich von Anfang der Reise nach gewissen Rubriken zusammen geheftet, aber zuletzt, da alles belebter sich hervorthat, so waren die reiche Mittheilungen des Grafen flüchtig in die Schreibtafel zu bringen und würden mit so vielen andern gänzlich verloren seyn, wenn ich nicht hier mich sammelte und das Gesammelte zugleich.

Grüße unsern Rehbein zum schönsten; ich will einen Versuch mit dem Badewasser machen, er hat mir selbst dazu gerathen; trinken mag ich nicht, ich setze lieber den Kreuzbrunnen fort. Was für Gebirgsarten in Marienbad zusammengeklopft worden, ist nicht auszusprechen; wir haben drey vollständige Sammlungen zurückgelassen: eine dem Prälaten, die andere Graf Sternberg, die dritte Dr. Heidler, als in Marienbad verbleibend. Es sind schon über hundert Nummern und die allermeisten Schwankungen des Urgebirgs in sich selbst und Übergänge bis in's Fremdeste.

|: Fortsetzung folgt :|

[Eger] d. 25. Jul. 1822.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D63-0