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An Bettina Brentano
Ihr Bruder Clemens, liebe Bettine hatte mir, bey einem freundlichen Besuch, den Albrecht Dürer ankündigt, so wie auch in einem Ihrer Briefe desselben gedacht war. Nun hoffte ich jeden Tag darauf, weil ich an diesem guten Werk viel Freude zu erleben dachte, und wenn ich mir's auch nicht zugeeignet hätte, es doch gern würde aufgehoben haben, bis Sie gekommen wären es abzuholen. Nun muß ich Sie bitten, wenn wir es nicht verloren halten sollen, sich genau um die Gelegenheit zu erkundigen, durch welche es gegangen, damit man etwa bey den verschiedenen Spediteurs nachkommen kann: denn aus Ihrem heutigen Briefe sehe ich, daß es Fuhrleuten [60] überliefert worden. Sollte es inzwischen ankommen, so erhalten Sie gleich Nachricht.
Der Freund welcher die Cöllner Vignette gezeichnet weiß was er will und versteht mit Feder und Pinsel zu hantiren. Das Bildchen hat mir einen freundlichen guten Abend geboten.
Franz Badern werden Sie schönstens für das Gesendete danken. Es war mir von den Aufsätzen schon mancher einzeln zu Gesichte gekommen. Ob ich sie verstehe weiß ich selbst kaum; allein ich konnte mir manches daraus zueignen. Daß Sie meine Unart gegen den Maler Klotz durch eine noch größere die Sie mir verziehen haben, entschuldigt ist gar löblich und hat dem guten Mann gewiß besonders zur Erbauung gedient. Etwas von seinen Tafeln möchte ich freylich sehen. Was er mir geschickt ist schwer zu beurtheilen.
Wie viel hätte ich nicht noch zu sagen, wenn ich auf Ihren vorigen lieben Brief zurückgehen wollte! Gegenwärtig nur soviel von mir, daß ich mich in Jena befinde und vor lauter Verwandtschaften nicht recht weiß welche ich wählen soll.
Wenn das Büchlein das man Ihnen angekündigt hat, zu Ihnen kommt, so nehmen Sie es freundlich auf. Ich kann selbst nicht dafür stehen was es geworden ist.
Verzeihe mir, liebe Bettine daß ich dir durch eine fremde Hand schreibe sonst komme ich gar nicht dazu. [61] Deine Briefe machen mir viel Freude, Fahre fort an mich zu dencken und mir etwas von deinem wunderlichen Leben zu sagen.
Besonders aber suche dem Albrecht Dürer auf die Spur zu kommen. Lebe recht wohl.
Jena d. 11. Sept. 1809.
Goethe.