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An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Und so geben Sie mir denn auch einige Nachricht von Herrn v. Henning; ich höre, er heirathet, und da mag ihm denn das Übrige nachgesehen seyn. Er wollte mir etwas zum neusten naturwissenschaftlichen Hefte über sein chromatisches Thun und Lassen mittheilen, [45] es ist nicht geschehen; auch hat er gar nichts von sich hören lassen, und ich helfe mir durch eine kurze Anzeige seiner Einleitung, damit man diese bedeutende Sache nicht ganz mit Stillschweigen übergehe.

Für gesendete entoptische Glasplatten bin ich ihm noch eine Kleinigkeit schuldig, ich wünschte aber eine ähnliche Sendung, damit ich Freunden diesen einfachen Apparat, der alle complicirte werth ist, mittheilen könne.

Ich habe jetzt den Biotischen Apparat im Hause, der gleichfalls mit einem kleinen Löchlein und abgeleiteten Erscheinungen operirt. Man muß mit Augen sehen, wie die Menschen sich selbst verwirren und durch die Mittel den Zweck entfernen. Ich lege ein Blättchen bey, was ich noch wünsche; das Geld sende mit dem Hefte Kunst und Alterthum, das nicht lange mehr ausbleiben darf.

Herr Thioli besuchte mich heute, er ist ein gar freundlicher verständiger Mann, ich habe ihn Hofrath Meyer empfohlen; dieser wird sich seiner freundlich annehmen. Ob er hier etwas von seinen Kunstwerken anbringt, dieß bezweifle ich; die Krankheit unserer herrlichen Großherzogin hat alles dergestalt in Confusion gebracht, daß an irgend etwas Kunstreichem Freude zu haben erst späterhin wieder an die Tagesordnung kommen kann.

Vorstehendes sollte eben abgehen, als Ihr werthes Schreiben vom 12. May anlangt. Seitdem hat sich[46] eine Unterhandlung mit Thioli wegen Restauration einiger Bilder hervorgethan, deren Resultat noch nicht entschieden ist.

Daß Sie sich Immermanns annehmen, freut mich sehr, ich denke gut von ihm, mußte aber ein Verhältniß zu ihm scheuen; ich bin zu alt, um reisende Talente abwarten zu können. Wenn er sich einmal selbst verstehen lernt, so kann er den Deutschen willkommen heißen; nehmen Sie sich desselben aus Ihrer höhern Sphäre kräftig an, so ist er geborgen.

Was diesen Sommer aus mir werden wird, wüßt ich nicht zu sagen; wahrscheinlich bleib ich ganz zu Hause, und da wäre mir ein Besuch des Freundes höchst willkommen; von Zeit zu Zeit gebe Nachricht.

and so for ever!

Weimar den 18. May 1823.

G.


[Beilage]

Ich würde wünschen:

Einige kleine Spiegel von schwarzem Glase.

Viereckte Glasplättchen stärker und schwächer.

Dreyeckte ebenfalls.

Zwey runde und zwey achtseitige Glasplatten, vier Linien stark.

Eine runde von Holz gedrehte Vorrichtung mit zwey kreuzweis gelegten, vier Linien starken, zehn Linien breiten und beynahe drey Zoll langen Glasplatten.

[47] Herr v. Henning, von dem ich die ersten erhalten, wird gefällig auch die zweyten besorgen.

Mechanicus Dure, an der Ecke der Kloster- und Stralauerstraße, ward mir genannt als Verfertiger; erbitte mir auch Rechnung der ersten Sendung. Das Ganze zahle sogleich.

Weimar den 14. May, 1823.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Christoph Ludwig Friedrich Schultz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D96-D