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An Johann Lorenz Böckmann

[Concept.]

Es ist ein sonderbarer Fall daß ich, nach einem so langen Aufenthalte in Weimar, mich eben in Frankfurt a. M. befinden muß, da Ihr werthgeschätztes Schreiben mich dort aufsucht. Es ist mir hierher nachgekommen und da zugleich höre daß Fräul. v. Staff zwar gegenwärtig nicht mehr in Weimar ist aber in drey Wochen wieder hinkommt und das Kästchen also [268] noch mitnehmen kann; so schicke ich sogleich die nöthige Anweisung dahin ab. Ich hatte es vor meiner Abreise in die sicherste Verwahrung gegeben und wünsche daß es glücklich wieder in Ihre Hände kommen und zugleich ein Pfand der Ruhe und des Friedens für Sie seyn möge.

Hätten wir vor einem Jahr das Vergnügen haben können Sie bey uns zu sehen, so würde uns aus dem so mannigfaltigen Übel ein wünschenswerthes Gute entstanden seyn. Wie angenehm wäre es mir gewesen Ihnen alsdann in meinem kleinen physikalischen Kabinet mit einigen, vielleicht nicht uninteressanten Versuchen aufzuwarten.

Ich freue mich sehr über Ihren Antheil an meinen optischen Arbeiten denen ich viel Zeit und Sorgfalt gewidmet habe. Gegenwärtig bin ich beschäftigt sämmtliche Farbenphänomene, so viel mir ihrer nur haben bekannt werden wollen, in einer so natürlichen Ordnung aufzustellen als mir eine geläuterte und aufrichtige Methode möglich machen will.

Ehe diese Vorarbeit gemacht, und zur Bequemlichkeit der Freunde dieser Wissenschaft allgemein bekannt ist, so ist alles Streiten für und wider alte und neue Hypothesen ein bloser Zeitverlust. Eben so denke ich auch sorgfältig den Apparat anzugebender nöthig ist um die Phänomene in Versuchen darzustellen, und ich werde gern alsdenn die Anschaffung desselben den Freunden der Wissenschaft erleichtern helfen.

[269] Ihre interessante Telegraphische Arbeit hatte ich wohl zu seiner Zeit richtig erhalten und ausgetheilt, allein die Sorge und Zerstreuung des Moments mag wohl mich sowohl als die andern Freunde damals von einer schuldigen Antwort abgehalten haben.

Möchten Sie sich doch recht wohl befinden und, meiner vorzüglichen Achtung immer gewiß, mir ein geneigtes Andenken erhalten.

Frankfurt d. 24. Aug. 97.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Johann Lorenz Böckmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D9B-3