6/1814.

An Carl Ludwig von Knebel

Ich dancke dir für deine freundlichen Worte, und erwiedre nur weniges mit flüchtiger Feder.

Ehstens erhälst du das vierte Buch Wilhelm Meisters, möge es dir einen guten Abend machen, nimm auch mit diesem Stücke vorlieb ich kann nicht mehr geben. Schicke es alsdann bald an meine Mutter, daß es die übrigen Freunde noch vor Schlusse des Jahrs erhalten wie ich versprochen habe.

Wir sind ietzt ganz in Welt und Naturgeschichte, Reisebeschreibungen und was dazu gehört ausgegossen, sey doch so gut dich zu erkundigen was ein wohlgewählter Atlas von Homannischen Garten kostet, es müste aber nicht so einer seyn wie sie sie auf den Kauf binden lassen, sondern die neusten besten Karten und so viel als man zum allgemeinen Gebrauch nötig hat, die specialern haben wir auf der Bibliotheck wo man freylich nicht immer hinrekurriren kann. Sage haben sie nicht etwa auch einen Globus mässiger Gröse worauf die neusten Entdekungen verzeichnet wären.

Die November Geburtstäge werden ehstens gefeyert und deiner dabey in ehren gedacht werden.

Im Tiefurter Journal zeichnet sich ein Gedicht an die Erinnerung aus. Weisst du den Verfasser?

Diesen Winter werde ich schweerlich von hier wegkönnen, [212] ich habe allerley Pensa zu absolviren. Künftiges Jahr aber muß ich auf den Fichtelberg, wie schön wenn wir uns da begegnen könnten. Meine Passion zur Mineralogie hat mich zu schönen Entdeckungen, auf meiner lezten Reise geführt.

Habe ich dir schon gesagt daß ich in Göttingen die Gelehrten und in Taffel den gelehrten Hof gesehen habe. Zwar am lezten ist die Gelahrtheit nur Eine Seite des monstrosen Tableaus.

Lebe wohl.

Der durch seine Bemühungen über die Arabische Poesie bekannte Iones hat die Moallakat oder die 7 Gedichte der 7 grosen arabischen Dichter die in der Moschee zu Mecca aufgehängt sind mit einer Englischen Überzezung herausgegeben. Sie sind im Ganzen sehr merckwürdig, und einzelne allerliebste Stellen drinne. Wir haben uns vorgenommen sie in Gesellschafft zu übersezen, und also wirst du sie auch bald zu sehen kriegen. Nochmals Adieu.

d. 14. Nov. 83.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1783. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6DBF-4