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An Alfred Nicolovius

[Concept.]

Schönen Dank, mein theuerster Neffe, für die abermals angenehme Sendung. Zuvörderst aber muß ich mich wegen des Antinous erklären: es kann mir nicht beygehen, daß man den colossalen Antinouskopf um meinetwillen und für mich abformen lasse, auch möchte ich keineswegs eine so hohe Summe als die gemeldete für einen Abguß zahlen. Meine Meinung ist aber diese: wenn man es dort vortheilhaft findet,[193] gedachten Kopf abformen zu lassen, so würde ich gern für den ersten Ausguß etwa bis 20 Thaler zahlen, als soviel der Junokopf kostet. In diesem Sinne bitte ich dich Herrn Professor Rauch mit den besten Empfehlungen die Sache vorzutragen.

Was die Abdrücke der Stoschischen Sammlung betrifft, so gedenke ich sie anzuschauen unter folgenden Bedingungen:

1) daß sie so vollständig sey wie gemeldet;

2) nicht weniger in einem sauber- und zierlichen Kasten und Schubladen geordnet;

3) daß die Summe von 150 preußischen Thalern in drey Terminen: Johannis, Michael und Weihnachten gezahlt werde; sie sollen jederzeit pünctlich an den Verfertiger gelangen;

4) daß sie auf's sorgfältigste und genauste eingepackt, auch die Kiste mit Stroh umlegt und in Leinwand eingenäht werde;

5) daß sie durch Fuhrgelegenheit mit dem Zeichen [*Glas] anher gesendet werde, nicht mit dem Postwagen welcher zu sehr schüttert. Das Einpacken wird mir angerechnet.

6) Sollte sich ohngeachtet sorgfältigen Aufklebens irgend ein Abdruck loslösen und in der Schublade Unheil anrichten, so wäre der Schaden unentgeltlich zu ersetzen. Ich bemerke das, weil in den übersendeten Spiegeln einiges locker geworden, jedoch sich nicht ganz abgelöst und also auch nicht geschadet hat.

Es liegt eine Abschrift für Herrn Reinhardt hier[194] bey, damit diese Bestellung außer allem Zweifel und sonstigen Irrthum gesetzt werde.

Die Originalringe jener abgedruckten Gemmen zu übersenden ist einigermaßen bedenklich, doch wollten wir die Sache nochmals überlegen. Mein Sohn besonders liebt gar nicht dergleichen aus Händen zu geben.

Für die Kantische Handschrift danke schönstens.

Den Kunsthändler, der das Königliche Blättchen mißbraucht, sollte die Polizei auf die Finger klopfen.

Auch kann ich nicht billigen, daß du dich mit den Gothanern eingelassen hast; dergleichen Menschen schmeicheln dir wohl, um dich zu Handlungen zu verführen, die dir und deinen Allernächsten großen Verdruß machen können.

Sodann bitte um Besorgung nach beyliegendem kleinen Druckblättchen:

Gründliche Unterweisung in Blumenzeichnen

1. und 2. Lieferung1 rh. 1 Sgr.
3.-15 –
Anleitung zum Landschaftszeichnen.-15 –

Nächstens werde ich dir eine kleine Casse übermachen, damit du nicht außer deiner Mühe auch mit Auslagen beschwert werdest, da du denn auch den bisherigen Aufwand freundlich anrechnen willst, und ich deiner Gefälligkeit desto eher etwas zumuthen dürfe. Empfiehl mich deinen Herrn Vater zum allerschönsten und gedenke mein.

Weimar den 24. May 1827.

[195]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Alfred Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6E08-7