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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Mit herzlichem Danke für Schreiben und Sendung durch Gräfin Beust und anderes Gleichzeitige überliefere hier das gewünschte Facsimile; damit verhält [299] es sich folgendermaßen: Lord Byron beabsichtigte mir seinen Sardanapal zu widmen, er schickte das Blatt, das vorgedruckt werden sollte, nach England, man wollte mich es erst wissen lassen, das verschob und verzog sich, nun bestimmte man es für die zweyte Ausgabe des Sardanapals, und es gelangte endlich zu mir. Den Werth einer solchen zurückzusendenden Handschrift erkennend, besorgten mir schnell ein Facsimile, welches um soviel mehr bedeutet, als diese Widmung nie wird abgedruckt werden und er mir sein Trauerspiel Werner, wie ich höre, zugeschrieben hat. Sie sind überzeugt, daß ich eine solche auszeichnende Anerkennung tief empfinde und zu dem übrigen großen Capital von freundschaftlich-theilnehmendem Wohlwollen hinzufüge, wodurch mein innerstes Leben für ewige Zeiten gesichert ist.

Für Herrn Raeke sende nächstens ein besonderes Blatt, welches von der wunderlichen Symbolik zeugen mag, in die wir bey langem Leben und beharrlichem Arbeiten am Ende verschlungen werden. Danken Sie ihm schönstens; das Manuscript schicke sodann zurück.

Der Zahn des Megatherium ist höchst merkwürdig, für Deutschland überhaupt und besonders für Böhmen.

Wenn Sie meinen Elephanten-Schädel mit Herrn d'Altons Erklärung und Erläuterung noch in den 11. Band aufnehmen wollen, verbinden Sie mich gar sehr; seh ich die Platten vor mir, vernehme, was Herr d'Alton sagt, so wird das alte Interesse gewiß [300] erregt und manche Betrachtung aus der Lethe hervorgezaubert. Jetzt bin ich gar zu weit aus dem Organischen; Ästhetisches und Physisches sind die beiden Extreme, in denen ich sprungweise verweile.

Deswegen scheint auch wirklich der morphologische Theil meines neuen Heftes eher mager zu bleiben, und es ist mir schon einigemal in Sinne gekommen, meine werthen Freunde um Succurs anzurufen. Ich will es auch gleich aussprechen, was mir im Gedanken liegt; wäre es Ihnen und Herrn d'Alton gefällig, zu meinen Zwecken mitzuwirken, so wäre es erfreulich und ermunternd; nur Manuscript zu wenigen Octavblättern, es sey im Allgemeinen oder im Besondern, würde mich zu neuem Zutrauen stählen; ich hoffe dergleichen noch von wenigen Freunden und versehe mich auch hiedurch gern mit einem Zeugniß, wie ich mit den Heften der Nation im besten Verhälniß stehe.

Der erste Aushängebogen der Morphologie folgt nächstens. Möge er zum Faden, zum Stäbchen dienen, woran sich der Freunde Wohlwollen crystallisirt.

Kann ich einen Abdruck meines Bildes von Dawe beylegen, so thue ich es gern; diese Abbildungen sind ja nicht der Mensch, der Freund, sondern wie er einmal dem oder jenem erschienen ist und wie ihn dieser oder jener nachzubilden Lust oder Talent hatte.

Mit meinen ersten Exemplaren bin ich unhaushälterisch verfahren; nun muß ich die in Anspruch nehmen, die manchmal hier niedergelegt sind. Wunderlich genug, [301] daß dieses auch als Kunstwerk lobenswürdige Blatt in Deutschland völlig unbekannt geblieben.

Was die Jenaische Zeitung mir von Ihnen bringt, sey durchaus willkommen; der Einklang unseres Denkens und Wirkens ist zu entschieden, als daß nicht jede Äußerung davon Zeugniß geben sollte.

Die Rolle ist einige Posttage liegen geblieben und so konnte mehreres als ich dachte beygefügt werden. Möge alles freundliche Aufnahme finden und eine baldige Erwiderung in den wachsenden Tagen mich ergötzen.

und so für und für!

Weimar den 2. Februar 1823.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6E50-1