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An den Großherzog Carl August
Ew. Königliche Hoheit
gnädige Aufmunterung hat mir so oft die besten Vortheile verschafft, wie soll ich mich nun der dießmaligen erwehren, da ich schon selbst große Lust empfinde, die fremden Geschöpfe zu sehen. Da ich mich aber bisher in meinem Klosterleben so glücklich durch den Winter gebracht habe, so fürcht ich jede Ausnahme, besonders wenn von kalten und feuchten Localitäten die Rede ist. Mußte ich mich doch an so viele Entbehrungen gewöhnen und das erzählungsweise von andern vernehmen, was man gerne selbst genösse, und liegt nicht schon darin das höchste Entbehren, Ew. Königlichen Hoheit persönliche Gegenwart zu vermissen!
[222] Der Herzogin v. Devonshire Sorgfalt, uns mit den gegenwärtigen Ansichten des Virgilischen Schauplatzes bekannt zu machen, ist alles Dankes werth, wenn auch die Hand der Zeit fast jede Spur damaliger Herrlichkeit ausgelöscht hat. Die trefflichen Kupfer sind leider die letzten Arbeiten unseres wackren Gmelins.
Dem neuen Vulkan im Monde werde sogleich nachspüren. So eben lasse zu Mayers vortrefflicher Mondcharte die Namen der sämmtlichen Flecken beyschreiben, wodurch denn die Örtlichkeit schnell ausgemittelt werden kann.
Anbey folgen zu einiger Unterhaltung die Tagebücher der bey der jenaischen Bibliothek Angestellten. Güldenapfel und Compter datiren nach der neuen Epoche, vom November zum November, Doctor Weller vom Januar, als der Zeit seiner Anstellung, bis Ende des Jahrs. Sollte die Umständlichkeit dieser Diarien einigermaßen auffallen, so geht doch heraus der gute Wille hervor, auch dieser Arbeit sich eifrig zu widmen. Schon sind die Compterischen Wetterbeobachtungen aus dem neueren Tagebuche entfernt und ihm Exemplare der meteorologischen Tabellen zum Ausfüllen mitgetheilt worden. Übrigens liegt in diesen und in den vorhergehenden Bänden der Stoff zu einer künftigen Geschichte der Restauration, die alsdann leicht auszuziehen und zu redigiren seyn wird. Im Ganzen kann man sich des Vorschreitens des Geschäfts erfreuen, [223] um so mehr als die Benutzung, und zwar viel lebhafter als sonst, vor sich geht; dabey wird bemerklich, daß eine öffentliche Bibliothek mehr als vor Zeiten nöthig wird, wo noch die großen Privatbibliotheken bestanden, welche sich nach und nach zerstreuen, ohne daß dagegen neuere entstünden. Noch zwey Jahre und so wird die Hauptsache gethan seyn; haben Höchst Dieselben die Gnade, uns von Zeit zu Zeit einige Subsidien zuzuwenden.
Wegen des durchsägten, wunderbar genug wieder geheilten Baumstamms eröffne nächstens meine Gedanken, ich hab ihn auf ein Bildhauer-Drehgestelle gesetzt, wo man das wunderliche Phänomen bequem beobachten kann.
Weimar den 3. Januar 1822.