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An den Herzog Carl August

Schon lange hat man für räthlich gefunden sich der Mineralogischen Societät und des damit verbundnen Cabinets für die Academie Jena zu versichern, welches denn auch zum Theil durch die Sanctionirung ihrer gesetzlichen Einrichtungen und durch Erhebung derselben zu einer Herzogl. Societät geschehen. Nun[141] bleibt noch zurück daß man den Direcktor Bergrath Lenz, der die Vereinigung gestiftet, sie durch unermüdete Thätigkeit und weitverbreitete Correspondenz zu ihrem jetzigen allgemeinen Ansehn erhoben und die eingegangnen Geschencke nicht allein in die schönste den neueren Entdeckungen angemessene Ordnung gebracht hat; sondern auch durch lebhaften Vortrag und fortgesetzten Fleis der Academischen Jugend nützlich macht, in eine Lage versetze worin er den wiederhohlten Lockungen auswärtiger Academien theils für seine Person mit heiterem Muthe wiederstehe, theils den Gedancken standhaft abweise das Institut selbst an einen andern Ort auf irgend eine Weise zu translociren.

Ausser den oben angeführten Verdiensten um gedachtes Institut hat Bergrath Lenz auch noch durch mannigfaltige, für seinen Zustand bedeutende Auslagen sich ein besonderes Recht an die Besitzungen der Societät erworben, welches früh oder spat zur Sprache kommen könnte.

Denn ob er gleich von den ordentlichen Mitgliedern einige Receptionsgelder erhoben; so betragen diese doch nur einen geringen Theil der in der Beylage specificirten Summe, welche vorzüglich durch Fracht und Briefporto auf 726 rh. seit dem Febr. 1798 angewachsen. Da es aber gegenwärtig nicht auf eine völlige Restitution und Retribution angesehen seyn kann; so geschieht der unterthänigste Vorschlag, nach [142] mannigfaltiger Überlegung dahin, daß mehrgedachtem Bergrath Lenz gegenwärtig eine Summe von 400 rh., als soviel er wohl zu jenem Behuf erborgt haben mag, ein für allemal, ferner eine Erhöhung seines Gehaltes mit 50 rh. jährl. gnädigst zugestanden werde. Wobey die Erstreckung dieser Zulage als Pension auf seine dereinstige Witwe unterthänigst erbeten wird.

Dagegen würde er seine Ansprüche an die Societät gnädigster Landesherrschaft abtreten und so das diesseits schon einigermassen gegründete Recht verdoppeln, nicht weniger durch Eifer und Fleis, worauf alles ankommt, das Institut ferner beleben und nutzbar machen.

Diese schon lange gewünschte und bedachte Einrichtung wird gegenwärtig um so nöthiger, als bey dem durch Serenissimi Gnade eingetroffen ansehnlichen Zuwachs die bisher bestandene Absonderung verschiedenen Museen nur mit Unstatten beybehalten werden könnte, indem, wenn man eine neue kostspielige Einrichtung vermeiden will alle Räume in den vorhandenen Zimmern mit Mineralien zu belegen und die neuen Exemplare wo sich Platz findet unter zu bringen sind.

Finden diese unterthänigsten Vorschläge gnädigste Genehmigung, so soll alsdann das Nöthige nach Lage der Umstände möglichst besorgt werden, damit die nunmehr in Jena sich befindenden köstlichen Mineralien, zum Nutzen der Studirenden und zum Vergnügen der [143] Schaulustigen, in ein systematisches Ganze vereinigt aufgestellt erscheinen.

Was endlich die in Zukunft eintretenden Ausgaben für Porto und Fracht betrifft; so könnten solche aus der Casse des Museums um so mehr bestritten werden, als die Ausgabe für Mineralien gänzlich cessiren. Wobey jedoch eine genaue und sichere Einrichtung zu treffen.

Gnädigste Resolution erwartend.

Jena d. 3. Juli 1804.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6EB0-B