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An den Herzog Bernhard

Durchlauchtigster Herzog,
gnädigster Fürst und Herr.

Ew. Königlichen Hoheit schon längst an mich erlassene Anfrage so spät zu beantworten, kann ich nur[169] dadurch entschuldigen, daß ich meine früheren auf die italiänische Reise sich beziehenden Papiere zu durchsuchen erst in diesen Tagen die gehörige Zeit gefunden. Da jedoch in selbigen nichts von einem weitern Verhältniß zu Herrn Moller in Florenz zu entdecken gewesen, mußte ich mich entschließen, Beyliegendes aus dem Gedächtniß zu verzeichnen, welches geneigtest aufzunehmen und meiner auch fernerhin im Guten und Gnaden zu gedenken angelegentlichst bitte.

Verehrend wie vertrauend

Ew. Königl. Hoheitunterthänigster

Diener

Weimar d. 5. May 1827.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

[Concept.]

Gnädigst zu gedenken.

Als ich im Jahre 1788 von Rom nach Hause kehrend durch Florenz ging, war ich, ohne mich gerade zu erinnern von wem, an daselbst sich schon lange aufhaltenden Fremden, Namens Moller oder Möller empfohlen. Ich fand an ihm einen muntern thätigen Mann, der eine sehr hübsche Frau hatte, und bey der damaligen Aufhebung der Klöster und Entschmückung der Kirchen viele bedeutende Bilder zusammenzubringen gewußt hatte. Die ausgesuchten besseren waren in chronologischer Reihe aufgestellt, [170] um die Geschichte der florentinischen Kunst anschaulich zu machen. Diese Reihe zu vervollständigen war sein ernstes Bestreben, und es ist keine Frage daß diese Sammlung, wie ich sie vorfand, für den Kenner Bedeutung hatte. Außerdem zeigte er mir noch einen großen Scheunenraum, durchaus mit dergleichen Gemälden behangen, welche man späterhin, als die alterthümliche Kunst mehr Freunde gewann, höher als damals würde geschätzt haben. Wir besuchen einander wechselsweise und ich verdanke ihm bey meinem florentinischen Aufenthalt manches.

Von seiner Herkunft aber, seinen früheren Beschäftigungen, seinen nächsten Zwecken und ferneren Absichten habe ich nichts erfahren, indem ich mich darnach zu erkundigen Scheu trug und er von freyen Stücken hierüber mir nichts offenbarte.

Nach meiner Rückkunft mögen wir einige Briefe gewechselt haben, von deren Inhalt ich mich nichts erinnere, wie denn auch kein Schreiben von demselben unter meinen Papieren sich bis jetzt vorgefunden hat.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An den Herzog Bernhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6ECB-2