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An Marianne von Eybenberg

Weimar den 26. April 1805.

Sie sollen sogleich, meine Liebe, auch in der Entfernung nahe, ein Lebenszeichen von mir haben. Es geht mir ganz leidlich. Als Hauptkur hat man mir das Reiten empfohlen, die ich auch alle Tage gebrauche und die mir, für die kurze Zeit, ganz wohlthätig gewesen ist.

[275] Wenn Sie auf Anrathen des Arztes den Platz verändern, so gehn Sie doch ja im September gerade nach Rom und logiren sich in Humboldt's Nähe, wo gute Luft ist, und wo Sie sich gleich in der Mitte von so viel Bedeutendem befinden. Mögen Sie weiter nach Neapel rücken, so hängt dies ja von Ihnen ab.

Ich danke Ihnen für die theatralisch-mahlerischen Nachrichten. Es ist etwas Ähnliches auch schon in Neapel vorgestellt worden. In einer großen Societät, wo man charakteristische und schöne Figuren wählen kann, lassen sich dergleichen Erscheinungen auf einen hohen Grad der Vollkommenheit treiben. Sie sind recht gütig, meiner auch bey Gelegenheit alter Münzen zu gedenken. Die Sammlung, wovon Sie mir den summarischen Katalog geschickt, scheint bedeutend zu seyn. Was wird denn wohl im Ganzen dafür gefordert, und wenn sie vereinzelt werden sollte, findet sich denn wohl ein detaillirter Katalog? ohne den man in der Ferne freylich nicht auswählen kann. Sie erkundigen sich ja wohl deshalb um das Nähere.

Ein paar goldene griechische, wenn sie schön sind, wären mir wohl auch wünschenswerth; wenn Ihre kennerischen Freunde dazu rathen, so werde ich mit Dank die Auslage ersetzen. Der Preis müßte freylich zu dem Goldeswerthe nicht ganz unverhältnißmäßig seyn.

[276] Ich habe diesen Winter mitten durch mancherley physische Übel ein paar Linien litterarischer und ästhetischer Thätigkeiten gezogen. Gern schickte ich Ihnen die zwey Bände, wenn mir nicht das Porto und die Censur Sorge machten. Können Sie aber etwa durch Herrn von Retzer oder sonst zu nachstehenden beyden Schriften gelangen, die vielleicht beyde auf einen Katalog der verbotenen Bücher kommen möchten; so soll es mich freuen zu erfahren, daß ich Ihnen einige Stunden Unterhaltung gegeben habe.


»Winckelmann

und

die Kunstgeschichte seines Jahrhunderts.«

»Rameau's Neffe,«

Dialog

von Diderot,

aus dem Manuscripte übersetzt und mit Anmerkungen

begleitet.


Doctor Gall macht in Berlin großes Glück und nimmt viel Geld ein. Es sollte mir sehr interessant seyn, ihn kennen zu lernen, und wünschte daher wohl, daß er sich zu uns bemühte.

Habe ich Ihnen denn seit der Zeit, daß unsre Erbprinzeß bey uns ist, nicht geschrieben? Ich müßte Ihnen sonst gesagt haben, daß sie ein Wunder von Anmuth und Artigkeit ist. Die Eigenschaften, welche die hohe Societät an vornehmen Damen erwartet, ja[277] fordert, erinnere ich mich niemals so vollkommen vereinigt gesehen zu haben.

Herrn Müller, von dem Sie mir schreiben, kenne ich aus seinen Arbeiten als einen interessanten Mann. Es sollte mir angenehm seyn, ihn persönlich kennen zu lernen, nur müßte er sich, wenn er zu uns kommt, bey mir gleich auf eine entschiedene Weise anmelden, damit ich ihn mit so vielen andern Fremden und Namensverwandten nicht confundire und seinen Besuch nicht etwa ablehne.

Für den Caviar danke ich schönstens. Er ist zur rechten Zeit angekommen.

Gute Chokolade entbehre ich lange und werde eine Portion von Ihrer Hand mit Dank annehmen.

Tausend Wünsche!

G. [278]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Marianne von Eybenberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6ED6-8