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An Carl Ludwig von Knebel

Ich schicke dir, mein werther Freund, eine Berechnung die etwas umständlicher seyn mußte als ich mir erst vorstellte und zu der ich einige Bemerkungen machen will.

1.) Ich hoffe du hast die übersendeten 225 rthlr meistens in Lbthlr erhalten. Aus den beygefügten Sortenzettel kannst du sehen wie viel ich dagegen Sechser erhalten habe. Da man mir nun die ganze dir übersendete Post auf meine Besoldung gleichsam als Lbthlr zurechnete, indem man mir außerdem meine gewöhnliche Portion Sechser zutheilte, so habe ich dir indem ich die Rechnung in Currentgeld führe, das Agio von 126 Stück Lbthlr angerechnet.

2.) War bey dem Eisenachischen Gelde, wie du aus dem Beleg sub b sehen wirst, etwas zu wenig, wie ich denn die Packete selbst eröffnet und gezählt habe.

3.) Die Belege f. und g. kommen nach.

Künftighin müssen wir die Sache simpler behandeln und zwar ist für das nächste Quartal mein Vorschlag dieser. Du schickst mir

1.) die Quittungen wie diesmal; aber zugleich

2.) eine Anweisung an Fürstl. Kammer auf so viel als ich für dich auszulesen habe, diese lasse ich mir besonders auszahlen und sie wird dir zugerechnet. Ich nehme alsdann die Packete im Ganzen, versiegelt, [98] ein, packe sie zusammen und schicke sie dir wie diesmal durch den Amtsboten. Da braucht's denn weiter keine Berechnung als die kleine wegen der bezahlten Posten.

Ich bin im Begriff nach Jena zu gehen und will sehen ob ich der Muse dort etwas ablocken kann. Die zweyte Hälfte des Winters habe ich hier ganz vergnügt zugebracht. Unser Theater überhaupt, besonders aber die Oper hat mir viel Unterhaltung gegeben. Die von Einsiedel übersetzte Oper Il marito disperato, Musik von Eimarosa, ist fürtrefflich und recht gut gegangen, so wie die heimliche Heirath, Cosi fan tutte immer gewinnen je mehr man sie hört.

Auch muß ich dir melden daß ich das kleine Gut zu Ober Roßla erstanden habe, wodurch noch ein neues Kapitel in die Mannigfaltigkeit meiner Existenz eingeschoben wird. Ich werde mir zwar nie einfallen lassen es zu administriren, aber wenn ich nur deutlich wissen will was ich denn eigentlich besitze? so muß ich mich in das geheimnißvolle Feld der Landwirthschaft wagen, das mehr als man glauben sollte von denen die im Besitz sind sorgfältig verwahrt wird, damit kein Laye diese offenbaren Geheimnisse kennen lerne, da ich aber einmal festen Fuß habe so will ich ihnen wohl bald auf die Sprünge kommen.

Meinen Cellini habe ich nun bald, in einer abermals corrigirten Abschrift, neu beysammen. Ich bin nun darüber die Anmerkungen zusammen zu stellen[99] die jenes Jahrhundert, die genannten Personen, Sitten und Kunst jener Zeit dem Leser näher bringen und so den Werth der Schrift selbst erst recht ins klare stellen sollen.

Übrigens hoffe ich soll mein Jenaischer Aufenthalt mir in mehr als Einem Sinne fruchtbar sein. Lebe recht wohl mit der deinigen, und erfreue dich des Frühjahrs das in euren Bergen sich in einer eignen Gestalt zeigt.

Schreibe mir doch zunächst: ob von dem berühmten Erdpech schon etwas zu euch gekommen ist? oder ob ich einige Stücke von Jena senden soll?

Nochmals ein Lebewohl. Meyer grüßt schönstens.

Weimar am 18. März 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6EF2-8