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An Johann Cornelius Rudolf Ridel
Sie erwarten wohl werthester Herr Docktor nicht diesen Brief von mir, der Ihnen eröffnen soll daß man in Weimar Absichten auf Sie hat und Sie hierher zu ziehen wünscht.
Es ist die frage ob Sie Sich unserm Erbprinzen wiedmen wollen, der gegenwärtig im vierten Jahre steht. Man würde Sie auch ausserdem so zu placiren suchen, daß Sie in einen Geschäfftsgang kämen und in eine Carriere einträten, wo Sie dem Staate nützlich werden, und wegen Ihres Schicksals auf alle Fälle beruhigt bleiben könnten.
Weiteres zu sagen würde gegenwärtig überflüssig seyn, bis man weis inwiefern Sie Neigung zu einem solchen Anerbieten haben und ob Sie anderwärts nicht schon zu fest gebunden sind.
Schreiben Sie mir auf's baldigste deshalb und adressiren Ihren Brief nach Karlsbad im Schwanen an der Brücke.
Es sollte mir sehr angenehm seyn wenn unsere zufällige Bekanntschafft Ihr Glück zu befördern Gelegenheit geben sollte. Ich wünsche recht wohl zu leben und bitte mich dem Herrn Grafen zu empfehlen.
Weimar d. 12 Juli 1786.
Goethe. [208]