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An Christian Gottlob Voigt

Da ich diese Tage verschiedenes, im Stillen, bedachte, habe ich auch unsere Jenaische botanische Angelegenheit wieder vorgenommen und bin so frey folgendes darüber, vertraulich, zu eröffnen.

Weder die schriftlichen noch mündlichen Nachrichten, welche eine Schilderung von Doctor Schwägrichen geben, erregen zu diesem Manne ein vorzügliches Vertrauen. Er mag ganz gut seyn, doch ein wenig sonderbar. Auch ist Botanik nicht sein eigentliches Fach, woran uns doch vor allen gelegen sein muß.

Schrader ist in Göttingen fest und von den übrigen scheint mir niemand eligibel, außer Doctor Roth, von Vegesack, auf den auch früher schon die Aufmerksamkeit gerichtet war.

Von seinen Eigenschaften als Mensch giebt beyliegendes Blatt ein gutes Zeugniß; daß er als Partikulier, an dem gegenwärtigen Orte seines Aufenthalts, einen botanischen Garten anlegte, beweist seine Neigung zur Wissenschaft, so wie seine Schriften von seiner Einsicht, und in allen diesen Rücksichten scheint er unser Mann zu seyn. Wobey freylich die Frage, ob er sich zum Docenten qualificiren werde, unbeantwortet bleibt.

[178] Ich habe Nachricht daß er nicht nach Oldenburg geht und also wohl zu haben seyn möchte.

Es fragte sich nun: ob man, auf diese Anzeigen hin, diesen Mann wenigstens sondiren ließe?

Das Anerbieten könnte seyn: Zweyhundert Thaler Besoldung, so wie sie Batsch gehabt, freyes Quartier, und den Titel eines ord. honor. Professors der Philosophie, wollte man ihm, da er practischer Arzt ist, auch die extraord. Professur bey der Medizin geben; so würde er von dieser Seite wohl auch an seiner Stelle seyn.

Diese Angelegenheit gegenwärtig zur Sprache zu bringen veranlaßt mich der akademische Wunsch: daß der Nahme des, an Batschens Stelle, zu berufenden, in den neuen Lectionscatalogus kommen möge und es an einer Ankündigung botanischer Collegien für diesen Sommer nicht fehle.

Ich gebe daher anheim, ob nicht, bey Gelegenheit des zu erstattenden Berichtes, bey Serenissimo deshalb angefragt werden dürfte? Auf erhaltene Resolution würde ich alsdann an den Freund in Bremen schreiben, durch den mir die ersten Nachrichten zugekommen.

Weimar am 31. Jan. 1803.

s. m.

G. [179]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6EFF-E