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An Carl Friedrich Zelter

Endlich einmal, mein Alter, seh' ich deine liebe Hand wieder! Du kündigst mir die Erdgewächse[72] freundlich an, zum großen Troste, da ich hieraus ersehe daß das ungeheuerste Schicksal nicht einmal den Rüben Cyklus stören kann. Laß es mit unserm Übrigen auch so seyn.

Vorerst also wirst du mich höchlich verbinden wenn du mir den Text: In te Domine speravi, et non confundar in aeternum, vierstimmig setzest, aufs liebenswürdigste wie du nur kannst. Dabey soll dein Name hoch gefeyert werden.

Hast du mich hiedurch erquickt; so sende ich eine Partie Erheiterungen für die Lieder Tafel, an der Ihr doch auch wohl wieder Teltower Produckte genießen werdet.

Gegen Weynachten folgt dann wohl der dritte Band der tausend und einen Nacht meines thörigen Lebens welches doch in der Darstellung fast noch unkluger aussieht als es an sich war.

Erlustigen wird es dich wenn du findest daß ich an dir ein Plagium begangen habe. Wäre dein Metier nicht ganz verschieden von dem meinigen, so geschäh es öfter.

Dieses Blat liegt schon lange, die Rübchen sind noch nicht gekommen, sie jeden Tag erwartend wollt ich nicht siegeln. Nun wünscht Hr. Lieutenant Mendelssohn dir ein Wort von mir zu bringen. Hier also das Wenige mit den besten Wünschen und Hoffnungen. Nächstens eine Sendung und Bitte. Das Nervenfieber hat auch unsre Druckereyen wo nicht [73] entvölkert doch sehr gelähmt, sonst hättest du schon den dritten Theil.

Sage mir bald etwas. Ich habe einige lustige Lieder im Vorrath. Auch haben wir diese Tage deine 3 Könige gesungen. Also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben.

W. d. 26. Dez. 1813.

Goethe.


Kaum hatte ich Herrn Lieutenant Mendelssohn das lange geschriebene Blat mit der Klage übergeben daß die Rübchen noch nicht angekommen, so treffen sie wircklich ganz wohlbehalten ein und machen durch ihre Kleinheit zwar den Köchinnen Mühe beym Putzen, schmecken aber den Gästen desto besser.

Habe tausend Danck und nimm nachstehendes freundlich auf. Das Datum wird dir sagen wie ich mich mit solchen Späßen in der bedencklichsten Zeit hingeholfen. Bald ein Mehreres.

G.
W. d. 29. Dez. 1813.

[Beilage.]
Die wackelnde Glocke.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F18-6