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An Christian Gottlob Voigt

Wie sehr ich meinen zurückgelaßenen Freunden, wie sehr den Geschäfften angehöre, an deren Faden fortzugehn ich gewohnt bin, habe ich recht lebhaft bey Lesung Ihres Briefs empfunden, der bey mir ein recht sehnliches Verlangen erregte, wieder nach Hause zurückzukehren.

An dem Unfall des Geschwornen nehm ich herzlichen Anteil, doppelt, um des guten Manns und um des Geschäffts willen. Das übrige hat mir Ursache zur Freude gegeben. Werden Sie nicht müde bey so mancher Arbeit auch noch meinen Teil in diesen Geschäfften zu tragen, indeß ich im fremden Lande auch für Sie mit sammle, um mit neuen Kräfften, bey altem Anteil zurückzukehren.

Was Sie thun und einrichten und publiciren mögen, billige ich zum Voraus. Wenn man über [165] den Zweck einer Sache so einverstanden ist wie wir es sind, kann über die Mittel kein Zweifel bleiben. Möge ich immer hören daß Sie wohl und munter sind.

Heute den 3. Febr. kommt auch Ihr dritter Brief an und bringt mir gute Nachrichten, ich dancke Ihnen daß Sie mir ausser unsern gemeinschafftlichen Geschäfften auch sonst deutsche Nachrichten geben wollen, Sie sind der einzige der mich damit erfreut.

Weisen Sie ja Ackermannen an daß er künftig die Frage wieviel Steuern in Vorschlag gebracht werden sollen? erst an uns bringe, es ist ja dieß die Sache der höchsten Bedeutung, der Teufel hat den Narren gemacht. Doch sey's ihm verziehen! er ist nicht der einzige der in Dingen von Wichtigkeit den Schein sucht. Und mag auch die Gegenwärtige Generation des Vorteils genießen, wenn es uns nur nicht an Berichtigung der Heerdeschillings Differenz hindert, wo ich immer dachte den Erlaß anzufangen. Das sey auf seine Zeit verwiesen.

Das Bergwesen erfreut mich sehr, da das Treibewerck geht, wird sich das übrige auch treiben laßen. Hält dann das Seil so wird die Geduld der Gewercken auch halten.

Fahren Sie ja fort mir von Zeit zu Zeit zu schreiben und verzeihen wenn ich nicht so bald antworte, die Stunden des Tags und der Nacht verschwinden mir und nur an den unzähligen neuen Bildern und Begriffen weiß ich daß ich gelebt habe.

[166] Das Wetter ist nicht schöner zu dencken und zu wünschen, man erinnert sich kaum eines solchen Winters in Rom.

Bernstein schreibt mir, er möchte nun gern wieder nach Ilmenau. Er hat meinem Rath und meiner Weisung nicht gefolgt, nun wird er zappeln. Indeß wenn Sie es einleiten könnten; so wäre es mir ganz recht, besonders da Sie mir nicht schreiben daß die Bergchirurgus Stelle wieder besetzt sey.

Über Reinholds Verpflanzung freu ich mich und über alles was Jena Guts wiederfährt.

Können Sie dem L.[and] C.[ammer] R.[ath] Riedel von einiger Hülfe seyn, bin ich überzeugt daß Sie es mit Freuden thun werden, er scheint mir ein wackrer junger Mann. Den Ihrigen die besten Grüße wie auch Hrn. Bergsekretair.

Rom d. 3. Febr. 87.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F19-4