2/361
An Carl Ludwig von Knebel
[Frankfurt, Mitte October 1775.]
Euer iunges herzogliches Paar verlangte ich sollte sie nach Weimar begleiten, ich richtete mich ein, packte, zog meine Reisekleider an, nahm Abschied und blieb sizzen. Durch welch Geschick weis ich nicht, Kalb kam nicht, an den man nicht verwies, aber ich wäre doch nachgefahren, wenn es nicht zu fatal wäre bey ieziger Witterung und Strase den Weeg allein zu machen. Indessen sind Briefe gewiss an mich bey Kalb und Wieland, und drunter die mein Herz nah angehn, drum macht sie zusammen bitt ich, und schickt sie mit der reitenden an meine gewöhnliche Addresse nach Franckfurt; sollten Packete da seyn, schickt sie mit der fahrenden, nur bald. Liebt mich und grüsst alles was sich mein erinnert, nach Stands und Herzens Gebühr und Würden.
Goethe.