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An Charlotte von Stein

Neunheiligen d. 7. März Nachts 10.

Man ist auseinander gegangen, ich habe mein neues Nachtwestgen zum erstenmale angezogen, und will dem Kutscher der Morgen früh zurück geht einige Worte mitgeben. Der Ritt hierher war ein bittrer Bissen, besonders die lezten Stunden, wo es feinen Regen im Winde trieb. Der Herzog hat einen entsezlichen Schnuppen, mir ists ganz wohl bekommen und wir sind hier gar artig. Ihnen danck ich tausendmal für die Nähe Ihrer Liebe, und alles was Sie mir mitgegeben und mich hoffen lassen. Dafür hab ich Ihnen auch ein Paar schöne Gleichnisse erfunden. Morgen soll wenn das Glück gut ist gezeichnet werden.

Unsre Wirtinn ist ein zierliches Wesen, und er hat sich noch ganz gut gehalten. Seine Narrheit nehm ich für bekannt an und toll ist er noch nicht gewesen.

Ich sehne mich nach Ihren lieben Augen die mir gegenwärtiger sind als irgend etwas sicht oder unsichtbares. Noch nie hab ich Sie so lieb gehabt und noch nie bin ich so nah gewesen Ihrer Liebe werth zu seyn. Adieu beste. Grüsen Sie die Waldnern. Empfehlen Sie mich der Herzoginn.

G. [68]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1781. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F79-E