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An Carl Ludwig von Knebel

Dir sey, mein verehrter Freund, hiedurch vermeldet, daß ich nach meinem Geburtstag, den ich noch ganz froh und munter beging, eine bösen katarrhalischen Sturz auszustehen hatte, von dem ich mich aber durch Hülfe unseres Rehbein schnell genug erhole, so daß ich Sonntag den 13. Von hier abzugehen gedenke. Ich schreibe dieß, damit deine Freundschaft durch Gerüchte nicht in Sorge gesetzt werde.

Übrigens scheint diese Anmahnung an mich ergangen zu seyn, damit man sich nicht allzuglücklich fühle und dünke; denn die ersten fünf Wochen ist mir alles über Wunsch gegangen und gelungen, wovon viel zu sprechen seyn wird. Grüße die lieben Hausgenossen und alle Freunde; verzeih mir auch, wenn [278] ich allenfalls durch Jena durchgehe, ohne bey dir einzukehren.

Treffliche Menschen habe ich kennen gelernt, manches Wichtige zur Erfahrung gesammelt, auch schöne Kunstwerke erworben um wohlfeilen Preis, wenn ich ineinander rechne, was mir geschenkt ward und was ich bezahlen mußte. Und so will ich aufhören, damit ich nicht in weitläufige Relationen gerathe und mir vorwegnehme, was ich zu erzählen hoffe. Leider kann Eins der ersten Ereignisse gar nicht zur Sprache kommen. Von Madame Catalani darf unser Einer nur sagen: ich habe sie gehört, und da ist man auch schon fertig. Gelte das Inpromptu als ein Stoßseufzer, da uns Worte ermangeln:


Im Zimmer wie im hohen Saal
Hört man sich nimmer satt,
Denn Du erfährst zum erstenmal,
Warum man Ohren hat.

Carlsbad am 4. im Sept. 1818.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6FC8-B