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An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
Weimar, den 13. Sept. 1806.
Ihrer verdienten Schauspielerin bin ich vielen Dank schuldig, daß sie mir einen Brief von Ihnen verschafft hat, aus dem ich sehe, daß Sie noch immer mit Neigung und Zutauen an mich denken. Leider kann ich Ihrer Empfohlenen nichts bestimmtes zusagen. Macht sie ohnehin eine Reise, etwa über Frankfurt nach Leipzig, Dresden, Berlin u.s.w., so führt sie ihr Weg nothwendig über Weimar, und sie soll von mir persönlich aufs freundlichste aufgenommen werden. Ob sie aber dazu gelangen kann, einige Gastrollen zu geben, das hängt bey unsern vorwaltenden Verhältnissen, Einrichtungen und Gebräuchen von so [191] mancherley Umständen ab, daß ich zum Voraus etwas bestimmtes zu erklären nicht im Stande bin. Mögen Sie ihr das mit einem freundlichen Gruße ausrichten, so werden sie mich verbinden.
Daß Sie nunmehr wirklich fixirt sind, freut mich ganz besonders, und ich gratulire vorzüglich den schönen Wissenschaften, die an Ihnen eine so gute Acquisition machen. Fahren Sie fort, auch aus einer größern Ferne an unsern literarischen und kritischen Bemühungen Theil zu nehmen, um so mehr als wir so gerne fördern, was Sie billigen mögen und Sie interessiren kann. Ich schließe mit dem freundlichsten Lebewohl.
Goethe.