17/4892.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

danke recht sehr, daß Sie nach meinen Wünschen den Aufsatz gegen Adelung zurückgenommen haben. Bald hoffe ich einmal mündlich meine Gedanken über das [121] Schweigen und Abwarten mittheilen zu können; ganz allein dadurch kann bey dem schrecklichen Conflict ein literarisches Institut seine Wünsche behaupten.

Hierbey folgt mancherley.

1. Die Recensionen von Nees, die mir sehr zweckmäßig vorkommen. Ich lege Eschenmeyers Schrift bey wegen des bequemeren Abdrucks der Tabelle. Sie werden aber wohl den Recensenten ersuchen, die zweyte Tabelle des Schellingischen Systems nochmals auf einem breiteren Blatte aufgeschrieben zu übersenden. Dann werden Sie auch beym Druck die Einrichtung treffen lassen, daß man beyde Tabellen zugleich übersieht. Diese Dinge sind ohnehin von so abstruser Art, wenig faßlich, daß man in der Darstellung das Mögliche auch von technischer Seite thun muß.

2. Die von Görres ist wohl ein wenig seltsam, doch blickt ein sehr guter Kopf daraus hervor, der gut mit arbeiten wird. Da es wunderliche Bücher giebt, so kann man auch wohl eine wunderliche Recension für zeitgemäß halten. Überhaupt bin ich aber überzeugt, daß die Naturwissenschaft viel Vortheil bringen, indem sie alles der Art zur Sprache befördern. Eben dadurch wird sich's unter einander desto geschwinder rectificiren.

3. Stütz über Roeschlaub; dünkt mich gleichfalls sehr admissibel.

4. Zwey Recensionen von Sartori, welche Ew. Wohlgeb. gewiß angenehm seyn werden.

[122] 5. Die mit 240 bezeichnet ist aber leider ganz unbrauchbar. Bey diesem Recensenten wird, wie bey noch einigen, ein früher Undank besser seyn, als ein späterer. Dergleichen Salbadereyen stechen gar zu sehr gegen den übrigen Gehalt ab. Möchten wir doch bald die Rubrik Belletristik ganz auslöschen und Artistik dafür setzen können! Auch über diesen Punct wünsche weitläufig zu sprechen.

6. Die Abdrücke der Kupfertafel sind recht gut. Lassen Sie dem Mann nur auch bey den folgenden recht auf die Finger sehen, damit er im Guten verharre.

7. Das pariser Laufblatt lege ich bey und sende es künftig. Vielleicht läßt sich doch gelegentlich etwas daraus nutzen.

8. Zu den mitgetheilten hallischen Blättern was soll man sagen? Es ist eben ein unerfreuliches, unerquickliches, unerbauliches Wesen. Wenn man das Publicum nicht kennte, so wäre es unbegreiflich, wie solch Papier zu debitiren ist.

Das Kupfer ist freylich ominos genug.

9. Von Professor Meyer erhalten Sie bald eine sehr gute Recension der Tischbeinischen Vasengemählde.

Alles Gute wünschend.

Weimar den 14. April 1804.

Goethe. [123]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7010-F