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An Jakob Friedrich von Fritsch

Ew. Excell.

erhalten abermals ein Schreiben von mir, indem mich ein Umstand veranlasst noch länger in diesen Gegenden zu bleiben.

In Blanckenburg, wo ich die Kupferwercke befahre, habe ich die Bekanntschafft eines mir schon gerühmten Bergmeister Mühlbergs gemacht; dieser Mann, der in seinem zwey und siebzigsten Jahre steht, genießt noch den Gebrauch aller Sinne und eines genauen Gedächtnisses. Er hat in seiner Jugend auf dem hiesigen Werck gearbeitet, und weis sich noch alles bis auf Nahmen, Vornahmen, Zahlen und [162] Maase zu erinnern. Da verschiednes was er von dem Wercke sagte mir gute Aufschlüsse zu versprechen schien, habe ich ihn bewogen sich hierher zu begeben, wo er auch nächsten Sonntag eintreffen wird. Ich werde alsdenn eine Unterredung zwischen ihm und dem Geschworenen veranlassen, noch einige alte Bergleute dazu ziehen, alle Punckte fleisig durchgehen, und die Äuserungen und Resultate wohl aufzeichnen lassen. Damit theils das was schon bekannt ist noch sichrer werde, verschiedne Zweifel sich heben und man viel leicht gar auf neue Gedancken komme. Da der Geschworne diese Jahre her viel über die Sache nachgedacht; so wird er nebst Voigten die Punckte aufsetzen, worüber besonders Auskunft zu wünschen ist. Ich habe ihnen eine kleine Leitung gegeben, in welcher Ordnung es geschehen soll. Wenn wir alsdann über der Erde alles besprochen haben, wollen wir zusammen einfahren und auch uns unterirrdisch überzeugen und unterrichten. Es ist mir äuserst angelegen in diese Finsternisse einiges Licht zu bringen. Möge auch diese Handlung so viel Vorteil schaffen als ich wünsche.

Legen mich Ew. Exzell. Serenissimo zu Füssen empfehlen mich meinem werthesten Herrn Collegen Herrn Geh. Rath Schnaus und erhalten mir ein beständiges Wohlwollen.

Ew. Exzell.

Illmenau

gehorsamster Diener

d. 5. Jul. 81.

Goethe. [163]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1781. An Jakob Friedrich von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7016-3