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An den Herzog Carl August

[Concept.]

[19. August.]

Seit gestern bin ich wieder hier um unsere architektonischen Arbeiten zu revidiren, es geht verhältnißmäßig [253] gut und geschwind, besonders ist die große Theaterumwälzung gegründet die, wie ich hoffe, zu Ihrer Zufriedenheit gereichen soll. Nur kann ich Thouret noch nicht fortlassen, denn bey menschlichen Unternehmungen folgt auf das werde nicht gleich das und es ward, und die Gegenwart des, der die erste Idee concipirte, ist besonders bey einer Arbeit aus dem Stegreif wie diese ist nöthig, weil denn doch bey jedem Schritt neue Räthsel zu lösen sind. Ich habe ihm daher Muth gemacht zu bleiben und ihm versprochen ein Entschuldigungsschreiben von Ew. Durchl. zu verschaffen. Wahrscheinlich ist jenes Danksagungsschreiben an den Herzog warum ich bat noch nicht erlassen, wollten Sie daher wohl die Gnade haben, sobald es seyn könnte das Außenbleiben Thourets durch den unternommenen Theaterbau zu entschuldigen, dessen Ausführung sich um einige Wochen verzogen und die Anwesenheit des Künstlers der den Plan angegeben höchst nöthig mache.

Übrigens hoffe ich Sie sollen künftig mit mehr Zufriedenheit dem Schauspiele beywohnen. Außer der Fürstl. Hauptloge ist noch eine Seiten Loge im und am Proscenio menagirt welche aufgespart bleibt wenn Sie Lust haben sollten sich dem Theater zu nähern. Wenn alles beysammen ist wird es anständig und lustig aussehen. Übrigens bitte ich daß Sie die Gnade haben nicht früher hinein zu gehen als bis es wenigstens auf einen gewissen Grad fertig ist.

[254] Lustig ist es zu sehen wie die Weimaraner nun hineinspazieren und jeder sich ängstlich nach seinem alten Plätzchen umsieht das er nach einer völligen Veränderung der Dinge gerne wieder besetzen möchte.

Bey meinem letzten Aufenthalt in Jena habe ich die Angelegenheit wegen der Prorectoratsveränderung durchgedacht und viel durchgesprochen, man vermuthet im allgemeinen daß Preußen einen Schritt thun werde und man versieht sich akademischer Seits darauf daß die Sache zur Sprache kommen wird. O.C.R. Gedike von Berlin war zum Besuch da in dessen Gegenwart die Sache ventilirt wurde. Paulus, der jetzt Prorector ist, äußerte öffentlich daß er gern die Last des Prorectorats austragen wolle wenn er überzeugt seyn könne der letzte Prorector zu seyn. Mir scheint es, wenn man etwas thun wolle, der günstigste Zeitpunct, da die Menschen zufällig auf eine Veränderung vorbereitet sind.

Ich habe wegen des Personals zum Anfang einige Gedanken die wie ich hoffe ausführbar seyn sollen, wenn Sie zurückkommen sollen Sie alles vorbereitet finden, wünschten Sie aber darüber nähere Nachricht ehe Sie zurückkehren, so kann ich gleich damit aufwarten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7031-5