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An Caroline von Egloffstein

Umwegen meiner Briefschulden nicht ganz bankrut zu werden, habe ich mich nach Jena zurückgezogen, wo wie Sie sehen, schöne Freundinn, die Feder nicht schreiben, die Dinte nicht ordentlich fließen will.

Doch erscheint mir das Bild der lieben Jägerin allzulebhaft als daß ich länger zaudern sollte für Ihren freundlichen Brief recht herzlich zu dancken. Die holde Gestalt der Abwesenden wird gar oft vermißt, Sonntags beym Gesang, bey Hofe, auf der Redoute und wo nicht sonst. Eben so fehlt auch ihre trauliche Rede und was sonst noch alles mit ihr hinweggezogen ist.

[18] Einer Ihrer ersten und treusten Verehrer findet sich hier an meiner Seite, mein August, mit dem ich sehr oft der guten und glänzenden Zeiten gedencke. Er empfielt sich zum allerschönsten.

Wie es diesen Herbst und Winter bey uns ausgesehen, davon haben Sie schon umständliche Nachricht.

Sehr ungern vermissen wir Frau Gen. v. Wangenheim bey der ich mein Andencken erneuern bitte. Ihrer verehrten Frau Mutter dancken Sie recht lebhaft für das eigenhändige Zeichen dauerhafter Neigung und Freundschaft und bewegen die glückliche Zeichnerinn uns bald wieder etwas zu senden. Sie aber leben recht wohl und unsrer eingedenck.

Jena d. 18 Jan. 1811.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Caroline von Egloffstein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7034-0