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An Sulpiz Boisserée

Ich eile zu verkünden, daß die Rolle, zu meinem größten Vergnügen, angelangt ist. Nichts natürlicher als daß in Gegenwart des Gemäldes eine solche Nachbildung nicht völlig genug thut, wieviel ist es aber[284] nicht in der Ferne! und besonders hier, wo so wenig Anregungen des Kunstsinnes obwalten.

Höchst merkwürdig ist die scheinbare Vergrößerung des Umrisses nach Hemmling. Das Bild, in der Erinnerung steht mir wenigstens ein Drittel kleiner. Solche Täuschungen haben gewiß einen optischen Grund, der sich wohl nachweisen ließe.

Der Druck des 4. Bogens vom Rhein und Mayn ist in Bewegung dießmal wird von Ihrer Sammlung nichts weiter ausgeführt, aber erwähnen muß ich derselben. Legen Sie mir in den Mund, was ich von den bisherigen Negociationen sagen soll. Städel in Frankfurt ist nun gestorben und hinterläßt ein ungeheures Vermögen. Ich wüßte wohl, wenn ich mitzureden hätte, wofür ich einen Theil davon verwenden würde. Sagen Sie mir doch irgend ein Wort, wenn Sie etwas von Erfüllung der frommen Wünsche des ersten Heftes vernommen haben. Auch versäumen Sie nicht mir über Hütten-Anstalten des Straßburger Münsters das Zugesagte mitzutheilen.

Soviel für dießmal, damit der Brief nicht liegen bleibe.

Die herzlichsten Wünsche zum neuen Jahr!

Weimar d. 24. December 1816.

G.


Nachschrift. Beyliegende Bogen sind vielleicht schon mit der Nemesis zu Ihnen gekommen. Die Erscheinung ist mir aber gar zu lieb und werth, als daß ich sie [285] nicht mittheilen sollte. Sie verdient wiederholt gelesen und beherzigt zu werden. Das ist auch einmal wieder ein junger Mann der einen über die alten Narren, Pedanten und Schelme tröstet!

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-704B-D