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An Carl Ludwig von Knebel

[27. Februar.]

Unsre Freude war von kurzer Dauer, und der Fall jedem unerwartet, es scheint als wenn das Schicksal alle Arten von Unheil mit diesem Hause durchgehen wolle.

Wenn es möglich ist, komme ich balde zu dir, ich habe einige Sachen zurückgelegt, die ich in Jena am[17] besten ausarbeiten kann und in einer Art von Abgeschiedenheit durchdencken muß.

Ich käme eines Sonnabends und zöge in ein Zimmer neben dem Concertsaale, wenn wir vorher die Geister dieser Lustbarkeit wieder vertrieben hätten, und so wohnten wir in brüderlicher Eintracht und Nachbarschaft beysammen. Ich hätte acht Tage vor mir, bis die Musick mich wieder vertriebe.

Es wird ein Mikroscop hier ausgespielt. Ich habe auch ein Loos für dich genommen, denn das Werck ist recht artig und wäre für einen Thaler wohl zu brauchen. Unter Vierzigen wird es Dienstag verloost.


Montags [28. Februar].

Ich habe Hoffnung, Sonnabends zu dir zu kommen.

Der Herzog von Gotha ist hier und geht wahrscheinlich bis dahin weg. Graf Morelli ist gesprengt, er hat seine Flucht im tiefen Schnee ergreifen müssen.

Meine nothwendigsten Geschäfte rücken zusammen.

Ich freue mich sehr, dich wieder zu sehen. Herder will uns besuchen, und wenn wir so kalt und eine rechte Schneebahn behalten, wird es uns wohl werden. Adieu bis dahin. Lasse ich nichts weiter wissen und sagen; so komme ich.

G.

Grüse Lodern und gieb ihm innliegendes Blättgen.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7061-A