[43] 8/2519.

An Katharina Elisabeth Goethe

Rom d. 4. Nov. 86.

Vor allem andern muß ich Ihnen sagen liebe Mutter daß ich glücklich und gesund hier angelangt bin. Meine Reise die ich ganz im Stillen unternahm hat mir viel Freude gemacht. Ich bin durch Bayern, Tyrol über Verona, Vicenz, Padua, Venedig, Ferrara, Bologna, und Florenz hier hergekommen, ganz allein und unbekannt, auch hier observire ich eine Art Inkognito.

Wie wohl mir's ist daß sich soviele Träume und Wünsche meines Lebens auflösen, daß ich nun die Gegenstände in der Natur sehe die ich von Jugend auf in Kupfer sah, und von denen ich den Vater so oft erzählen hörte, kann ich Ihnen nicht ausdrücken.

Alle diese Dinge seh ich freylich ein wenig späte, doch mit desto mehr Nutzen und viel in kurzer Zeit.

Wie lang ich bleibe weiß ich noch nicht, es wird darauf ankommen wie es zu Hause aussieht. Auf alle Fälle geh ich über die Schweitz zurück und besuche Sie. Da wollen wir uns was rechts zu Gute thun, doch das bleibt alles unter uns.

Heute hab ich nicht Zeit viel zu sagen, nur wollt ich daß Sie schnell die Freude mit mir theilten. Ich werde als ein neuer Mensch zurückkommen und mir und meinen Freunden zu größerer Freude leben.

[43] Innliegenden Brief schicken Sie an die Bethmänner ohne daß diese eben erfahren daß der Brief durch Sie gegangen ist. Die Bethmänner haben mir ohne es selbst zu wissen unter einem fremden Nahmen Credit gemacht.

Schreiben Sie mir bald und viel wie es Ihnen geht und sonst was Neues, in der Fremde ist alles von Freunden und Lieben interessant.

Auch wann dieser Brief ankommt damit ich mich danach richten kann. Leben Sie wohl und lieben mich.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An Katharina Elisabeth Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-706E-0