5/1492.

An Jakob Friedrich von Fritsch

Hochwohlgebohrner
Insonders Hochzuehrender
Herr Geheimderath

Ew. Exzell. werden, wie wir hoffen glücklich in Carlsbad angelangt seyn und unter der Menge von Gästen Sich schon ziemlich umgesehen haben; ich wünsche daß die Wasser an Ihnen und allen Weimaranem recht merckwürdige Kuren thun und sich durch unsre liebe Landsleute berühmt machen mögen.

Durch die Frau Gräfinn und Wedeln denen ich mich bestens empfehle haben wir ia wohl die ersten Nachrichten zu erwarten.

Der Fürst von Dessau (daß ich nun von unsern Merckwürdigkeiten spreche) hat sich mit seiner Gemahlinn nur wenige Zeit aufgehalten. Serenissimus haben sie bey ihrer Abreise begleitet und wie ich höre in die Eisenacher Alterthümer eingeweiht. Von da wird er in's Oberland gehen, wo Bätty wahrscheinlich[344] seine Wässerungen bis auf den kleinsten Graben produziren wird.

Unsere Fürstinn ist wohl, vergnügt und freundlich. Ich habe mich besonders der Gnade und Güte zu rühmen womit sie mir einen Adelsbrief der von Wien angelangt war zustellte, und wodurch dieses Dokument erst einigen Werth für mein Herz erhielt.

Erlauben Ew. Exzell. daß ich auch bey dieser Gelegenheit für die mir erzeigte Gewogenheit und Freundschafft dancke, mich Ihren besten Gesinnungen empfehle und die Unwandelbarkeit der meinen auf's neu versichre.

In Geschäfften ist nichts merckwürdigs vorgekommen.

Geh. Rath Kochen habe ich auf eingelaufenes unverdächtiges Zeugniß von Darmstadt die vakante Stelle angetragen. Es fällt eingezogner Erkundigung ohnerachtet noch immer schweer die damit verknüpften Emolumente bestimmt anzugeben.

In einigen Tete a Tete mit Herrn Geh. Rath Schnaus ist verschiednes was Serenissimi Beystimmung nicht erforderte abgethan worden.

Das schöne Wetter wird hoffentlich, wie erst das böse, sein Zelt über einen grosen Weltstrich ausspannen, und Ew. Exzell. werden, auch zwischen den entfernten Bergen, Theil an unserm klaren Himmel haben, wenn nur nicht die zusammengefasste Hitze zugleich mit der Wärme des Sprudels beschweerlich wird.

[345] Der Frau Gemahlin die wie ich höre im Begriff ist nach Serhausen zu gehen hoffe ich noch aufzuwarten.

Ich erneue und wiederhohle alle Wünsche zu Ew. Exzell. Wohlbefinden und unterzeichne mich mit der vollkommensten Hochachtung

Ew. Excell.

Weimar

ganz gehorsamster Diener

d. 16. Jun. 82.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Jakob Friedrich von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-70AD-F