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An Wilhelm von Wolzogen

Weimar, 4. Februar 1804.

Darf ich denn auch einmal, verehrter Freund, Sie in Ihrem glänzenden und immer beschäftigten Leben aus meiner ganz verborgnen Einsiedeley ansprechen, Ihnen zu allem Guten Glück wünschen was sich diese [47] Zeit her so glatt und so schön nach einander gefügt hat. Seyn Sie überzeugt, daß wir wohl fühlen was Ihre einsichtsvolle Leitung hiebey vermochte. Zugleich versäume ich nicht Ihnen Dank zu sagen für den thätigen Antheil, den Sie an unsern litterarischen Wagnissen zu nehmen geruthen. Fürwahr wir haben hier nichts aus frevelhaftem Dünkel, oder sonst irgend einem scheltenswerthen Antrieb, unternommen und gern wären wir des ganzen Geschäfts überhoben geblieben, allein die Tücke der abscheidenden Unternehmer konnte nicht ungestraft und Jena nicht ohne Anstalt bleiben, die ihm von je her ein gewisses Ansehen unter den Academien gab. Auch ist gegenwärtig dieses Institut, indem sein glücklicher Anfang einen gleichen Fortgang verspricht, ein Anker geworden, woran sich die Academie im Sturme eine Weile hält, bis günstigere Witterung eintritt und die übrigen Schäden nach und nach reparirt werden können. Von dem was Sie uns zuletzt mitgetheilt, werden wir ungesäumt Gebrauch machen. Haben Sie ja die Güte auf diese Weise fortzufahren und uns dort Freunde und Theilnehmer zu verschaffen, die uns auch künftig mit Urtheilen und Nachrichten an Handen gehen und die Kenntniß jenes großen und wichtigen Reiches immer mehr verbreiten.

Sie verzeihen, daß ich von dem spreche was mir zunächst liegt, um so mehr als ich überzeugt bin, Sie freuen sich, wenn wir uns an denen Stellen wacker[48] halten, an die Sie doch auch, nach vollbrachten auswärtigen Geschäften, zurückkehren.

Wie glänzend Weimar gegenwärtig sey, mögen Sie von andern erfahren. Daß ich nur Frau v. Stael nenne, welche sich seit vier Wochen sich bey uns aufhält, und Hofrath v. Müller von Wien, zwey der interessantesten Personen unserer Zeit.

Darf ich nun auch noch einer Liebhaberey gedenken die Sie mir schon kennen? darf ich Sie um Beförderung derselben bitten?

Meine Sammlung eherner und kupferner Medaillen, von der Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts an, ist in dieser Zeit sehr angewachsen, daß sie sich wohl schon auf tausend Stücke erstreckt. In Rußland hat man, seit Peter dem Großen, wohl auch vorher, diese Art von Monumente sehr geliebt und es sind auf alle Souverains so wie auf verdiente Particuliers Medaillen geschlagen worden. Da meine Absicht bloß auf die Einsicht in die Kunst geht, so würden Sie mir ein besonderes Vergnügen machen, wenn Sie mir von bedeutenden Meistern die in Petersburg gearbeitet einige Medaillen in kupfernen Exemplaren verschafften. Wenn ich nicht irre, giebt es dort eine Art von Academie der Medailleurs, auch hat man die Stempel in eine Sammlung gebracht, so daß Sie vielleicht meinen Wünschen freundschaftlich zu entsprechen im Stande sind. Schon besitz ich durch ihre Gunst den schönsten Medaillon meiner Sammlung, welchen Herr [49] Geh. Rath Voigt mir zu verehren die Gefälligkeit hatte. Lassen Sie sich beym Anblick so vieles Goldes und Silbers, so vieler Juwelen und Kostbarkeiten das geformte Erz für Ihre Bemühungen nicht zu gering scheinen.

Der ich in Hoffnung baldigen Wiederzusammenseyns und Wirckens mich bestens empfehle.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Wilhelm von Wolzogen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-70CD-7