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An Christian Gottlob Voigt

Nach Herrn Professor Fernows Anleitung sende Ew. Excellenz das an Serenissimus gerichtete Schreiben durch den Kutscher zurück. Serenissimus sind den 14. Nacht auf eine von H. Verlohren erhaltene Stafette von hier nach Dresden gereist, wie es in Weimar nunmehr auch durch den Geheimen Secretair Vogel bekannt geworden. Höchstdieselben waren bey gutem Befinden und guter Laune.

Der Herzog von Coburg der noch kurze Zeit hier gezaudert, ist nunmehr auch nachgefolgt. Alle Welt ist gespannt auf Nachrichten von Dresden.

Übrigens weiß ich von nichts weiter zu sagen, als was meine vorigen Briefe schon enthalten, daß mir die Cur und die von Dr. Kappe vorgeschriebene Lebensweise ganz besonders wohl bekommt. Ich würde niemals wünschen mich besser zu befinden als jetzt; doch wage ich noch nicht zu triumphiren: denn es bleibt noch immer die Frage ob entfernt von der heilsamen Quelle mich die alten Übel nicht von frischem anpacken. Es ist mir so lange schlimm gegangen, daß[103] ich gar nicht den Muth habe, ein dauerndes Gute zu hoffen.

Von Weimar, von der dort anhaltenden Dürrung, von den besonders im Saalthale heftig eingefallenen Gewitter und was dergleichen mehr ist, hat mir Herr Fernow Nachricht gegeben. Ich wünsche daß Ew. Excellenz die gegenwärtige stille Zeit zu Ihrer Erholung nutzen mögen, um mit uns die Früchte des Friedens, wenn sie anders zur Reife kommen, noch so manchen Leiden mit Behaglichkeit zu genießen. Empfehlen Sie mich den verehrten Ihrigen. Ich denke Ihrer zusammen gar oft innerhalb dieser Felsen und Gebirge. Der alte Müller begleitet mich wie vormals. Er ist noch eben so gut zu Fuß wie vor zwanzig Jahren und spricht immer von der Zukunft für die er zusammenträgt. Sollte nicht ein solches Beyspiel auf den Geist eben so viel Wirkung ausüben als die Brunnen auf den Körper?

Die geognostische Sammlung, die ich früher in dem Jenaischen Intelligenzblatt angekündigt, hat sich noch um manches Interessante vermehrt. Ich bin eben daran nochmals eine Beschreibung dazu anzufertigen. Je genauer man in diese Sache hineinsieht, je mehr bewundert man die stetige Folge merkwürdiger Epochen. Die Suite welche ich vorm Jahre nach Jena gebracht, werde ich dießmal complettiren so daß sie in ihrer Art einzig seyn soll. Titius von Dresden und Sulzer von Ronneburg nehmen einigen Antheil [104] an diesen Dingen; doch nicht so viel als ich wünschte. Natürlich hat jeder seine eigene Ansicht und sein eigenes Interesse.

Mich bestens empfehlend

Carlsbad den 18. Julius 1807.

Goethe. [105]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7103-5